Brief von Egon Schiele an Arthur Roessler
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Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung
ESDA ID
1102
Nebehay 1979
1017
Bestandsnachweis
Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Inv. H.I.N. 180691
Ort
Mühling bei Wieselburg
Datierung
21.06.1916 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
15,3 x 12,6 cm (Seite)
Transkription
21. Juni 1916.
Lieber A. Rößler – seit wir uns zuletzt in Wien am 2. Mai sahen – war
ich inzwischen 2mal in Wien – kam aber nicht dazu Ihnen zu schreiben oder
Sie beim Vorüberkommen zu besuchen. So viel ich hörte sind Sie noch im
K. A. [Kriegsarchiv] und ich glaube auch daß Sie dort bleiben werden.
– Wie Sie ja wissen werden, bin ich hier in der Provianturkanzlei – und
habe von 8–12 und 2–6 Kanzleistunden.– es geht mir gerade nicht
schlecht – und wenn es abends halbwegs geht, und das Wetter günstig ist,
so male ich draußen.
– Vorige Woche schrieb mir Pfemfert [1] daß er endlich ein Aktionsheft
von mir machen will [2] und ich ihm dazu Material senden soll –
haben Sie nicht auch Lust einiges dazu zu geben? – Harta [3] hat
mich gezeichnet und Gütersloh [4] hat es versprochen als ich am
Sonntag in Wien war, – es war aber so schlechtes Wetter, so
daß er nicht kam. – In drei Wochen soll alles fertig sein und ich
werde versuchen Holzschnitte zu machen. – Dr. Reichel [5] möchte seine
von mir gemalten Bilder, welche ich erwähnte photographieren
lassen – ich habe zu wenig Zeit um an alles dies zu denken
und es auszuführen. – Das Bild welches Dr. Reichel an Sykora [6]
gab, – die „Herbstbäume“ [7] wollte Dr. Haberditzl [8] erwerben –
warum gab es Dr. R.[eichel] einstens her? – Wie Sie wissen hätte ich einige
Bilder für die Staatsgalerie zur Auswahl und Verfügung –
Dr. Haberditzl sollte sich auch an mich gewandt haben. –
ich glaube daß heute wenigstens ein Bild doch in der St.-G. [Staatsgalerie] hängen
könnte. – Was machen Sie sonst und wie geht es Ihnen? –
wenn Sie einmal wieder eine größere alte Holzfigur für mich
übrig hätten oder irgend etwas anderes – (auch ein altes Möbel)
hätte ich gerne – so wäre ich mit einen [!] entsprechenden Tausche, bei
vorherigem gegenseitigen Einverständnis vorbereitet. –
Wenn wir heil den Krieg übertauchen sollten – so habe ich ein nettes kleines
Haus – allein stehend, samt Garten für Wohnung und Atelier
in Aussicht, – in Hietzing. – Freundliche Grüße und Handkuß Ihrer Frau

EGON
SCHIELE
1916

||

[Adressblock:]
Herrn
Kunstschriftsteller
ARTHUR ROESSLER
WIEN, XIX.
Billrothstrasse 6.
||
Einj.[ährig] Freiw.[illiger] Egon Schiele
K. u. k. Offiziersstation
für Kriegsgefangene in
Mühling bei Wieselburg.
N. Oe. [Niederösterreich]
Anmerkungen
[1] Franz Pfemfert, Publizist (1879–1954).
[2] Die Aktion. Wochenschrift für Politik, Literatur, Kunst. Egon Schiele-Heft, Jg. 6, Nrn. 35/36, 02.09.1916.
[3] Felix Albrecht Harta (1884–1967).
[4] Albert Paris Gütersloh (1887–1973).
[5] Oskar Reichel, Internist (1869–1943).
[6] Bruno Sykora.
[7] Herbstbäume, 1911, K P218.
[8] Franz Martin Haberditzl (1882–1944).
Provenienz
Arthur Roessler, Wien
1956, 1963, 1969: Wienbibliothek im Rathaus, Wien (Nachlass)
Erfasst in
Roessler 1921, S. 88/89
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Abbildungsnachweis
Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung

Verknüpfte Objekte

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Bibliografie

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  • Die Aktion 1916
    Die Aktion. Wochenschrift für Politik, Literatur, Kunst. Egon Schiele-Heft, Jg. 6, Nrn. 35/36, 02.09.1916
PURL: https://www.egonschiele.at/1102