Brief von Hermann Engel an Egon Schiele
Albertina, Wien
ESDA ID
1170
Nebehay 1979
1086, nicht vollst. transkribiert/not fully transcribed
Bestandsnachweis
Albertina, Wien, Inv. ESA 49
Ort
Wien
Datierung
15.08.1916 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
23 x 29,3 cm (Blatt)
Transkription
Wien, den 15. VIII. 1916.
Geehrter Herr Schiele!
Der Intervention des Herrn Rössler
danke ich es, daß ich heute – nach
vollen 5 Jahren – endlich ein
Bild von Ihnen habe, das mir halbwegs
convenirt.
Dagegen erfahre ich aus einer Karte Ihrer-
seits an Herrn Rössler, daß Sie der Meinung
sind, mit diesem Bild Ihre Schuld [unleserlich]
900 K an mich getilgt zu haben.
Da sind Sie aber sehr im Irrtum.
Sie wissen sehr gut, daß meine Tochter [1]
im J.[ahr] 1912 sich in Folge Ihres Benehmens
ihr gegenüber von Ihnen nicht hat
malen lassen, und die untermalte
Leinwand aus gerechtem Zorn
zerstört hat; Sie haben ja
||
auch wegen des Ihnen zum Vorwurf
gemachten Benehmens bis heute
mein Haus nicht betreten.
Ferner erinnern Sie sich sehr wohl
daß ich das mir von Ihnen gesandte
Bild refusiert habe, u. Sie sich
verpflichtet haben, dasselbe bei mir
abholen zu lassen – dasselbe
steht Ihnen auch bei mir zu Ihrer
Verfügung.
Sie sehen also, oder wissen nichtmehr
sehr gut, daß Sie bis heute Ihrer
Verpflichtung mir 3 Bilder
(2 Landschaften und 1 Figur, Kopf)
als Bezahlung für meine Forderung
nicht nachgekommen sind,
und deshalb ersuche ich Sie heute,
ebenso höflich als dringend
mir entweder innerhalb
||
8 Tagen mehrere Bilder zur
Auswahl zu senden, damit ich
aus diesen mir noch 2 auswählen
kann oder um sofortige
Bezahlung von 900 K zum
endlichen Ausgleich der strittigen
Angelegenheit.
In letzterem Falle gebe ich Ihnen
natürlich sofort auch das letzte
mir gesandte Bild zurück.
Ich rechne bestimmt auf die
sofortige Erledigung dieser
Angelegenheit und begrüße
Sie
achtungsvoll
Dr. Engel
Geehrter Herr Schiele!
Der Intervention des Herrn Rössler
danke ich es, daß ich heute – nach
vollen 5 Jahren – endlich ein
Bild von Ihnen habe, das mir halbwegs
convenirt.
Dagegen erfahre ich aus einer Karte Ihrer-
seits an Herrn Rössler, daß Sie der Meinung
sind, mit diesem Bild Ihre Schuld [unleserlich]
900 K an mich getilgt zu haben.
Da sind Sie aber sehr im Irrtum.
Sie wissen sehr gut, daß meine Tochter [1]
im J.[ahr] 1912 sich in Folge Ihres Benehmens
ihr gegenüber von Ihnen nicht hat
malen lassen, und die untermalte
Leinwand aus gerechtem Zorn
zerstört hat; Sie haben ja
||
auch wegen des Ihnen zum Vorwurf
gemachten Benehmens bis heute
mein Haus nicht betreten.
Ferner erinnern Sie sich sehr wohl
daß ich das mir von Ihnen gesandte
Bild refusiert habe, u. Sie sich
verpflichtet haben, dasselbe bei mir
abholen zu lassen – dasselbe
steht Ihnen auch bei mir zu Ihrer
Verfügung.
Sie sehen also, oder wissen nichtmehr
sehr gut, daß Sie bis heute Ihrer
Verpflichtung mir 3 Bilder
(2 Landschaften und 1 Figur, Kopf)
als Bezahlung für meine Forderung
nicht nachgekommen sind,
und deshalb ersuche ich Sie heute,
ebenso höflich als dringend
mir entweder innerhalb
||
8 Tagen mehrere Bilder zur
Auswahl zu senden, damit ich
aus diesen mir noch 2 auswählen
kann oder um sofortige
Bezahlung von 900 K zum
endlichen Ausgleich der strittigen
Angelegenheit.
In letzterem Falle gebe ich Ihnen
natürlich sofort auch das letzte
mir gesandte Bild zurück.
Ich rechne bestimmt auf die
sofortige Erledigung dieser
Angelegenheit und begrüße
Sie
achtungsvoll
Dr. Engel
Anmerkungen
[1] Trude Engel.
Provenienz
Max Wagner, Wien
1954: Albertina, Wien (Legat)
1954: Albertina, Wien (Legat)
Eigentümer*in
Autor*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Erwähnte Person
Abbildungsnachweis
Albertina, Wien
Verknüpfte Objekte
(+-)
PURL: https://www.egonschiele.at/1170