1214

1131

Albertina, Wien, Inv. ESA 1041

Wien

14.11.1916 (eigenhändig)

Schwarze Tinte auf Papier

Wien 14. November 1916.
Dienstag

Mein lieber Egon.
Ich konnte nachts garnicht schlafen
ich hab solche Angst gehabt, –
– wegen Dir, – da Du doch nachts
von Kemmelbach nach Wieselburg
bist, – ist Dir nichts passiert?
Heute in aller früh war ich
beim Tischler, – er verspricht mir
sein möglichstes, nur dumm das [!]
Mittwoch Feiertag ist, ich habe
ihm [!] ersucht er möchte jedoch
arbeiten, ich zahle ihm Feiertags-
arbeit. Fischer habe ich ersucht
mir die Leinwand zu spannen
||
den Rahmen (den goldigen) hab’ ich bereits rot gestrichen
heute abends mache ich ihm [!] dann goldig, nachmittags
fahre ich Scholz, und besorge alles was zu besorgen ist.
Telefonieren werde ich jetzt gleich gehen, – ich hoffe alles
zu Deiner größten Zufriedenheit zu erledigen.
Wie steht es mit Deiner Sache, bitte Egon schreib’ mir sofort
darüber. – Ich werde Oberleutnant Grünwald ersuchen, er soll
Samstag zur Eröffnung mit mir zu Arnot gehen, oder soll
ich Fritz ersuchen, bitte schreib mir darüber, wie Du Dir es
denkst, es würde nämlich besser aussehen wenn ich
in Herrenbegleitung käme, als so allein.
Ich habe so rasend viel zu tun, daß ich nicht weiß
wo mir der Kopf steht! – Unwohl bin ich noch nicht
es wird doch nicht – – !? Ich würde lachen! – oder ist
es besser zu weinen?! – Dela hat heute Geburtstag, ich werde
ihr so ein Portemonai [!] kaufen, wie du mir gegeben hast.
||
Ich bin schon furchtbar neu-
gierig was Du mir schreiben
wirst, und wann Du kommst
bitte schreibe mir deine
Ankunft es ist wegen des
Gepäcks, – wenn Du es
schon sonst nicht
haben wolltest: doch
ich werde Dich erwarten.
Ich sehne mich rasend
nach Dir, küß Dich tausend-
mal, erwarte Dich schon
mit Ungeduld, viel viel
Küsse Deine Edith.

Max Wagner, Wien
1954: Albertina, Wien (Legat)