Brief von Edith Schiele an Egon Schiele
Albertina, Wien
ESDA ID
1236
Nebehay 1979
1153, nicht transkribiert/not transcribed
Bestandsnachweis
Albertina, Wien, Inv. ESA 183
Ort
Wien
Datierung
20.12.1916 (eigenhändig)
Material/Technik
Violette Tinte auf Papier
Maße
14,8 x 19,8 cm (Blatt)
Transkription
Wien 20. Dez.[ember] 5h nachmittag
[von anderer Hand:] 1916.
Mein lieber Eg.
Ich will Dir jetzt alles genau schildern:
Da mein Zug gestern 1 Stunden Verspätung hatte
konnte ich vormittags nichts mehr unter-
nehmen. Zwischen 2 u. 4h habe ich Prof.
Hoffmann [1] 3 mal angerufen es war jedoch
nicht da, sein Bürofräulein hat mir gesagt
daß er auch nicht mehr zu erwarten ist,
ich soll in der W.[iener] Werkstätte anrufen vielleicht
ist er dort, – jedoch auch nicht, – desgleichen
auch nicht in seiner Wohnung. Auf das
hinauf habe ich einen pneumatischen
Brief an ihn geschrieben, mir er soll mir die
||
Antwort telefonisch mitteilen. Ich habe
ihm die Nummer von neben an angegeben.
Heute habe ich den ganzen Vormittag gewartet
endlich nachmittag werde ich angerufen.
Also, – die Bilder sind vom Kriegsministerium
gezählt (!) schon abgegangen, und ein
Nachschicken ist ausgeschlossen. Auf das
telefoniere ich Prof. Moll, [2] natürlich
wieder nicht zu erreichen, ich schrieb unge-
fähr vor einer Stunde pneumatisch an
Moll, er soll mir mitteilen, ob noch
irgendetwas zu machen wäre. – Ich
erwarte also morgen vormittag eine Antwort.
||
Mama hat die Zeichnungen zu gleicher
Zeit mit der Kunst u. Dekoration [3] am
14. XII. aufgegeben, wäre das Packet [!] etwas
früher angekommen wäre vielleicht
noch etwas möglich gewesen. Hast Du
die Zeichnungen erhalten? Die W. W. [Wiener Werkstätte]
Seide? Ist sie angekommen? Mela [4] hat
sie am 17. XII. aufgegeben.
Ja, bald hätte ich es vergessen. Sekretär
Krchischek [5] habe ich 2 mal angerufen
und niemals Verbindung erhalten.
Schreibe mir was ich noch unternehmen soll.
Ich habe bis jetzt mein möglichstes getan.
||
Ist vielleicht der Ersatz schon da?
Heitzt [!] Dir Frau Aigner auch ein?
Es ist so kalt hier in Wien. Ich
habe heute von den [!] vielen telefonieren
und hin u. her laufen furchtbare Kopfschmerzen.
Heute traf Dela [6] Fischer, [7] er hat
ihr erzählt Moll hätte ihm geschrieben
er soll ihm Deine Adresse angeben.
Er hat ihm zurückgeschrieben – er
weiß Sie nicht – hätte er sie nicht
bei uns erfragen können? Ein lieber Freund!
Ich küß Dich innigst und bin in Gedanken
immer bei Dir. Deine Did. Schreib mir sofort.
[von anderer Hand:] 1916.
Mein lieber Eg.
Ich will Dir jetzt alles genau schildern:
Da mein Zug gestern 1 Stunden Verspätung hatte
konnte ich vormittags nichts mehr unter-
nehmen. Zwischen 2 u. 4h habe ich Prof.
Hoffmann [1] 3 mal angerufen es war jedoch
nicht da, sein Bürofräulein hat mir gesagt
daß er auch nicht mehr zu erwarten ist,
ich soll in der W.[iener] Werkstätte anrufen vielleicht
ist er dort, – jedoch auch nicht, – desgleichen
auch nicht in seiner Wohnung. Auf das
hinauf habe ich einen pneumatischen
Brief an ihn geschrieben, mir er soll mir die
||
Antwort telefonisch mitteilen. Ich habe
ihm die Nummer von neben an angegeben.
Heute habe ich den ganzen Vormittag gewartet
endlich nachmittag werde ich angerufen.
Also, – die Bilder sind vom Kriegsministerium
gezählt (!) schon abgegangen, und ein
Nachschicken ist ausgeschlossen. Auf das
telefoniere ich Prof. Moll, [2] natürlich
wieder nicht zu erreichen, ich schrieb unge-
fähr vor einer Stunde pneumatisch an
Moll, er soll mir mitteilen, ob noch
irgendetwas zu machen wäre. – Ich
erwarte also morgen vormittag eine Antwort.
||
Mama hat die Zeichnungen zu gleicher
Zeit mit der Kunst u. Dekoration [3] am
14. XII. aufgegeben, wäre das Packet [!] etwas
früher angekommen wäre vielleicht
noch etwas möglich gewesen. Hast Du
die Zeichnungen erhalten? Die W. W. [Wiener Werkstätte]
Seide? Ist sie angekommen? Mela [4] hat
sie am 17. XII. aufgegeben.
Ja, bald hätte ich es vergessen. Sekretär
Krchischek [5] habe ich 2 mal angerufen
und niemals Verbindung erhalten.
Schreibe mir was ich noch unternehmen soll.
Ich habe bis jetzt mein möglichstes getan.
||
Ist vielleicht der Ersatz schon da?
Heitzt [!] Dir Frau Aigner auch ein?
Es ist so kalt hier in Wien. Ich
habe heute von den [!] vielen telefonieren
und hin u. her laufen furchtbare Kopfschmerzen.
Heute traf Dela [6] Fischer, [7] er hat
ihr erzählt Moll hätte ihm geschrieben
er soll ihm Deine Adresse angeben.
Er hat ihm zurückgeschrieben – er
weiß Sie nicht – hätte er sie nicht
bei uns erfragen können? Ein lieber Freund!
Ich küß Dich innigst und bin in Gedanken
immer bei Dir. Deine Did. Schreib mir sofort.
Anmerkungen
[1] Josef Hoffmann (1870–1956).
[2] Carl Moll (1861–1945).
[3] Deutsche Kunst und Dekoration, Darmstadt.
[4] Melanie Schiele (1886–1974).
[5] Josef Krzicek (1885–1957).
[6] Adele Harms (1890–1968).
[7] Johannes Fischer (1888–1955).
[2] Carl Moll (1861–1945).
[3] Deutsche Kunst und Dekoration, Darmstadt.
[4] Melanie Schiele (1886–1974).
[5] Josef Krzicek (1885–1957).
[6] Adele Harms (1890–1968).
[7] Johannes Fischer (1888–1955).
Provenienz
Max Wagner, Wien
1954: Albertina, Wien (Legat)
1954: Albertina, Wien (Legat)
Eigentümer*in
Autor*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Erwähnte Institution
Abbildungsnachweis
Albertina, Wien
Ausstellungen
(+-)
-
KriegsausstellungKaisergarten, k. u. k. Prater, Wien, 19.05.–21.10.1917
PURL: https://www.egonschiele.at/1236