Brief von Egon Schiele an Rosa Kuntschik
Österreichische Nationalbibliothek/Bildarchiv, Wien
ESDA ID
803
Nebehay 1979
702
Bestandsnachweis
Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Inv. Autogr. 310/65-28 HAN MAG
Datierung
04.09.1914 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarz Tinte auf Papier
Maße
20,2 x 30,2 cm (Seite)
20,2 x 15 cm
20,2 x 15 cm
Transkription
4. September 1914.
Sehr geehrte gnädige Frau,
Verzeihen Sie gnädige Frau daß ich bis zur Stunde
noch nicht meinen für September fälligen
Zins bezahlt habe; ich bin leider ohne
jeden Verdienst durch die gekommenen
Übelstände. Außerdem hatte ich was das
Böseste ist vor dem Krieg im Juni in Brüssel [1]
ein Bild das dort von mir ausgestellt
ist um 3000 Fr.[anken] verkauft, [2] bekam aber
natürlich bis jetzt nicht einen Heller dafür
und muß damit rechnen daß das Bild
überhaupt nicht mehr existiert. – ich erlaube
mir gleichzeitig einen kleinen Zeitungs-
ausschnitt [3] zu übersenden und bitte
Sie gnädige Frau mir zu meiner
||
Beruhigung einige Zeilen schreiben
zu wollen betreffs meiner Schuld,
wie Sie Sich [!] dazu stellen. –
Jedenfalls bitte ich Sie mir einen
Postsparkassenscheck senden zu wollen
– ich werde nachdem mir etwas gelingt
meine Zinsschuld einsenden. –
Kündigen werden Sie mir nicht,
– nicht wahr? – ich wäre völlig
hoffnungslos.
Mit ergebenstem Handkuß
Egon Schiele
akad[emischer] Maler
Wien XIII.
Hietzinger-
Hauptstraße 101.
Sehr geehrte gnädige Frau,
Verzeihen Sie gnädige Frau daß ich bis zur Stunde
noch nicht meinen für September fälligen
Zins bezahlt habe; ich bin leider ohne
jeden Verdienst durch die gekommenen
Übelstände. Außerdem hatte ich was das
Böseste ist vor dem Krieg im Juni in Brüssel [1]
ein Bild das dort von mir ausgestellt
ist um 3000 Fr.[anken] verkauft, [2] bekam aber
natürlich bis jetzt nicht einen Heller dafür
und muß damit rechnen daß das Bild
überhaupt nicht mehr existiert. – ich erlaube
mir gleichzeitig einen kleinen Zeitungs-
ausschnitt [3] zu übersenden und bitte
Sie gnädige Frau mir zu meiner
||
Beruhigung einige Zeilen schreiben
zu wollen betreffs meiner Schuld,
wie Sie Sich [!] dazu stellen. –
Jedenfalls bitte ich Sie mir einen
Postsparkassenscheck senden zu wollen
– ich werde nachdem mir etwas gelingt
meine Zinsschuld einsenden. –
Kündigen werden Sie mir nicht,
– nicht wahr? – ich wäre völlig
hoffnungslos.
Mit ergebenstem Handkuß
Egon Schiele
akad[emischer] Maler
Wien XIII.
Hietzinger-
Hauptstraße 101.
Anmerkungen
[1] Exposition Générale des Beaux Arts: Salon Triennal, Brüssel, 09.05.–02.11.1914.
[2] Welke Sonnenblumen (Herbstsonne II), 1914, K P280.
[3] Der beiliegende Ausschnitt befaßt sich mit Erleichterungen, die Eingerückten hinsichtlich der Miete gewährt wurden.
[2] Welke Sonnenblumen (Herbstsonne II), 1914, K P280.
[3] Der beiliegende Ausschnitt befaßt sich mit Erleichterungen, die Eingerückten hinsichtlich der Miete gewährt wurden.
Provenienz
1948: Österreichische Nationalbibliothek, Wien (Ankauf Universitätsbuchhandlung R. Lechner/Walter Krieg, Wien)
Eigentümer*in
Autor*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Abbildungsnachweis
Österreichische Nationalbibliothek/Bildarchiv, Wien
Verknüpfte Objekte
(+-)
Ausstellungen
(+-)
-
Exposition Générale des Beaux Arts: Salon TriennalPalais du Cinquantenaire, Brüssel, 09.05.–02.11.1914
PURL: https://www.egonschiele.at/803