Brief von Egon Schiele an Marie Schiele
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Albertina, Wien
ESDA ID
807
Nebehay 1979
706
Bestandsnachweis
Albertina, Wien, Inv. ESA 78 a (Kuvert), 78 b (Brief)
Ort
Wien
Datierung
02.10.1914 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
20,2 x 15,1 cm
10,7 x 16,1 cm (Kuvert)
Transkription
2. Oktober 1914.
Liebe Mutter! ich bin tatsächlich jetzt
so beansprucht daß ich in der letzten
Zeit überhaupt nicht daran denken konnte
in die Liechtensteinstraße zu kommen.
Ich habe die feste Absicht so weit als möglich
allen Einladungen Folge zu leisten und
sehe daraus daß es mir auch Nutzen
bringt, – darum wurde in den letzten
Tagen eine Kette daraus die sich immer
weiter zu verzweigen scheint. Vorige
Woche war ich täglich vormittags bei Dr.
Heinrich Böhler, der nahm mich zum
Kegelabend zu Hartmann am
Kärntnerring mit, – ich lernte unter
anderen auch einen Engländer kennen.
Beim Kegeln gewann ich 16 Kronen.
als es 2h nachts war nahm uns der
Mann Klimt, Prutscher, ich im Auto
nach Haus. – Dann war ich an
einen [!] der letzten Tage beim fünf
Uhr Tee bei Lederers eingeladen –
auch dort waren natürlich viele Leute.
||
Hans Böhler der Maler, Cousin von
Dr. Heinrich B. kam eines Tags [!] um
zu sehen was sein Cousin arbeitet
und kaufte die ersten zwei Zeichnungen
die ich dort gemacht habe; wir gingen
zusammen zu Hans B. ins Atelier;
ich sah außerordentlich schöne Bilder
die er von Australien und Süd-
Amerika mitbrachte. Durch ihn
bekam ich jetzt auch einen Porträt-
auftrag, eine Dame, – war heute
dort und sie zeigte mir eine Auswahl
von Wiener-Werkstättenkleidern. – ich
suchte vier aus, die sie mir schickt,
und in denen ich sie morgen und
in der kommenden Zeit malen
werde. [1] – Auch den Hans Böhler
werde ich porträtieren, denn
Heinrich Böhler fragte mich schon
was bei mir ein Porträt in
Essig und Öl kostet. –
Höchstwahrscheinlich wird mich
||
mein Schüler Heinrich B. überall
mitnehmen. – Nach Indien
will er mit mir, sagte er.
Allerdings in 1–2 Jahren.
– Vorgestern war auch Carl
Reininghaus bei mir und
zwar um 5h hatte er sich
angesagt und kam in der Tat
um ½ 10h abends. Nur
Geduld haben was Geld anbelangt
ich habe die Empfindung daß ich
endlich aus der unsicheren Existenz
heraus bin. – ich will mir
einiges ersparen. –
In den nächsten Tagen am Abend
komme ich zu Euch, hoffentlich
vergiß [!] ich nicht den Atlas. –
Eben sind mir zwei Zeichnungen
von Harta geschenkt worden
und eine von O. Kokoschka.
Vormittags bekam ich prähistorische
Scherben. Herzlichst allseits Egon.


[Kuvert:]
Frau Maria Schiele
Wien IX.
Liechtensteinstraße 132.
||
Egon Schiele
Wien XIII.
Hietzinger-
Hauptstraße 101.
Anmerkungen
[1] Bildnis Friederike Maria Beer, 1914, K P276.
Provenienz
Max Wagner, Wien
1954: Albertina, Wien (Legat)
Erfasst in
Hist. Museum der Stadt Wien 1990, Nr. 8.29
Eigentümer*in
Unterzeichner*in
Erwähnte Institution
Abbildungsnachweis
Albertina, Wien

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PURL: https://www.egonschiele.at/807