Brief von Egon Schiele an Arthur Roessler
Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung
ESDA ID
679
Nebehay 1979
578
Bestandsnachweis
Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Inv. H.I.N. 180677
Ort
Wien
Datierung
07.09.1913 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
16,8 x 13 cm (Seite)
16,8 x 26 cm
16,8 x 26 cm
Transkription
7. September 1913.
Lieber A.RR. ich bin wieder in
Wien; wann kommen Sie?
– Goltz [1] schrieb mir, daß es seine
Pflicht ist mir jetzt schon zu sagen
daß er den Vertrag kaum
wiederholen wird; – was ist
mit Dietzl? [2] – Das Bild mit
der versinkenden Sonne [3] im
Meer aus Triest ist am
Weg XIX. Billrothstraße 6. [4]
in Kärnten sah ich vieles und
beginne jetzt an alle dem;
überhaupt will ich so klar als
möglich beginnen, in der
Malerei und allen [!] anderen.
Meine Leute benahmen sich
unschön. Alles tat ich aus Freude
um Freude anderen zu bereiten,
||
sie sind aber Blind. einen kleinen
schön geschnitzten Holzchristus kaufte
ich um 1 Krone; sah in Tarvis
wunderbare primitive Holzplastiken,
fast romanisch. Dies wollte ich meiner
jüngeren Schwester [5] zeigen. ich zweifle
an ihrer Keuschheit – Peschka? [6] –
Schicken Sie mir, weil ich alles ver-
schenkte und brauchte, wenn Sie
können 20 K.[ronen] ich gebe Ihnen dieses
wieder zurück, weil ich von Hauer [7]
noch bestimmtes erwarten kann, weil
er mir schrieb daß er die Kollektion
von mir vervollständigen muß.
Einstweilen meine Herzlichsten
Grüße an [und] Handkuß an gn.[ädige] Frau
Schiele.
Lieber A.RR. ich bin wieder in
Wien; wann kommen Sie?
– Goltz [1] schrieb mir, daß es seine
Pflicht ist mir jetzt schon zu sagen
daß er den Vertrag kaum
wiederholen wird; – was ist
mit Dietzl? [2] – Das Bild mit
der versinkenden Sonne [3] im
Meer aus Triest ist am
Weg XIX. Billrothstraße 6. [4]
in Kärnten sah ich vieles und
beginne jetzt an alle dem;
überhaupt will ich so klar als
möglich beginnen, in der
Malerei und allen [!] anderen.
Meine Leute benahmen sich
unschön. Alles tat ich aus Freude
um Freude anderen zu bereiten,
||
sie sind aber Blind. einen kleinen
schön geschnitzten Holzchristus kaufte
ich um 1 Krone; sah in Tarvis
wunderbare primitive Holzplastiken,
fast romanisch. Dies wollte ich meiner
jüngeren Schwester [5] zeigen. ich zweifle
an ihrer Keuschheit – Peschka? [6] –
Schicken Sie mir, weil ich alles ver-
schenkte und brauchte, wenn Sie
können 20 K.[ronen] ich gebe Ihnen dieses
wieder zurück, weil ich von Hauer [7]
noch bestimmtes erwarten kann, weil
er mir schrieb daß er die Kollektion
von mir vervollständigen muß.
Einstweilen meine Herzlichsten
Grüße an [und] Handkuß an gn.[ädige] Frau
Schiele.
Anmerkungen
[1] Hans Goltz, Kunsthändler (1873–1927).
[2] Nicht identifiziert; Kunsthändler.
[3] Versinkende Sonne, 1913, K P265.
[4] Roesslers Adresse.
[5] Gertrude Schiele (1894–1981).
[6] Anton Peschka (1885–1940).
[7] Franz Hauer, Gastwirt (1866–1914).
[2] Nicht identifiziert; Kunsthändler.
[3] Versinkende Sonne, 1913, K P265.
[4] Roesslers Adresse.
[5] Gertrude Schiele (1894–1981).
[6] Anton Peschka (1885–1940).
[7] Franz Hauer, Gastwirt (1866–1914).
Provenienz
Arthur Roessler, Wien
1956, 1963, 1969: Wienbibliothek im Rathaus, Wien (Nachlass)
1956, 1963, 1969: Wienbibliothek im Rathaus, Wien (Nachlass)
Erfasst in
Roessler 1921, S. 80; Hist. Museum der Stadt Wien 1968, S. 31, Nr. 90; Hist. Museum der Stadt Wien 1990, Nr. 8.14; Leopold 1972, S. 577; Werth 2006, S. 379
Eigentümer*in
Autor*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Erwähnte Person
Erwähnte Institution
Abbildungsnachweis
Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung
Verknüpfte Objekte
(+-)
PURL: https://www.egonschiele.at/679