Brief von Egon Schiele an Arthur Roessler
Brief von Egon Schiele an Arthur Roessler Bild 1
Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung
ESDA ID
603
Nebehay 1979
493
Bestandsnachweis
Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Inv. H.I.N. 180593
Datierung
09.05.1913 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
22,3 x 17,6 cm
Transkription
9. Mai 1913.

Lieber A. R.-R. Ich habe Ihren Brief, be-
treffend die Landschaft mit den roten Felsen, [1]
sowie Ihre beiden Karten erhalten und teile
Ihnen deshalb folgendes mit: ich bin Ihnen bei
Erwerbung meiner Bilder und Blätter immer
sehr entgegengekommen, weil ich Ihnen Dank
dafür schuldig bin, daß Sie Sich [!] wiederholt meiner
angenommen haben und meine künstlerischen
Absichten unterstützt haben. Ich will es auch
heute gerne tun, wenn auch in anderer, als der
von Ihnen vorgeschlagenen Form. Meine materiellen
Verhältnisse erlauben es mir nicht, auf einen Tausch
mit den von Ihnen erwähnten Gegenständen ein-
zugehen, denn sie sind mir zum Leben nicht not-
wendig und ich muß doch trachten, Geld zu verdienen.
Es wäre von mir Verschwendung, wenn ich jetzt Geld
für unnotwendige Dinge ausgeben würde, denn
ob ich mein Bild verkaufe und mir diese Gegenstände
dafür anschaffe oder ob ich das Bild für die Gegenstände
eintausche, kommt auf eins heraus. – ich mache
Ihnen nachstehenden Vorschlag: ich würde Ihnen
dieses Bild, auf dessen vorteilhaften Verkauf ich
ziemlich sicher rechnen könnte, für den gewiß
sehr mäßigen Betrag von 300 K[ronen] und die 3 Zeich-
nungen, welche die gnädige Frau letzthin mitnahm,
für 20 K überlassen, so daß mein Guthaben
320 K betragen würde. Von diesen 320 K bitte
ich den Betrag für die mir von der gnädigen Frau
gegebenen japanischen Decke abzuziehen; den
verbleibenden Rest könnten Sie natürlich auch
in Teilzahlungen begleichen. Den in Ihren [!] Brief,
(d. h. [das heißt] Karte)? erwähnten großen Speer und kleine
Pfeile glaube ich schon als mein Eigentum
ansehn zu können, weil ich seinerzeit das
Brettlbild, die Ruine, [2] dafür gab. Hoffentlich
erkennen Sie jeden Punkt und bitte Sie mir
deshalb zu antworten. –

Herzliche Grüße Egon Schiele.
Anmerkungen
[1] Vielleicht Versinkende Sonne, 1913, K P265.
[2] Ruine, 1911/12, K PXXIII.
Provenienz
Arthur Roessler, Wien
1956, 1963, 1969: Wienbibliothek im Rathaus, Wien (Nachlass)
Erfasst in
Glück 1969, S. 218/219, Nr. 46; Werth 2006, S. 377
Empfänger*in
Abbildungsnachweis
Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung

Verknüpfte Objekte

(+-)
PURL: https://www.egonschiele.at/603