Brief von Heinrich Benesch an Egon Schiele
Leopold Museum, Wien
ESDA ID
2898
Nebehay 1979
Nicht gelistet/Not listed
Bestandsnachweis
Leopold Museum, Wien, Inv. 7898
Ort
Wien
Datierung
17.04.1917 (eigenhändig)
Material/Technik
Tinte auf Papier
Maße
16,9 x 10,9 cm (Seite)
Transkription
Wien, am 17. April 1917.
Lieber Herr Schiele!
Ich habe mein Möglichstes ge-
tan, aber wie Sie aus dem
Briefe Hellings [1] erfahren, war
der Preis nicht unter 1200 K[ronen]
zu drücken. [2] Ihre Frau [3] ist mit
dem Preise nicht ganz zufrie-
den und ich werde daher noch
telephonisch einen Versuch un-
ternehmen, eine Herabsetzung
des Preises zu erzielen, ver-
spreche mir aber in Ansehung
||
der Person meines Partners
recht wenig Erfolg davon.
Herr Helling argumentierte
folgendermaßen: Als Selbstkosten-
preis hat Hauer [4] 2 Preise an-
gesagt 850 K und 950 K. Vermut-
lich ist 850 K der Preis ohne,
950 K der Preis mit Rahmen.
Nachdem nun Helling als
Verkaufspreis den doppelten
Selbstkostenpreis angesetzt hat,
ist das Bild im Verkaufs-
kataloge mit 1900 K ange-
geben. Als ich nun Helling
sagte, daß er diesen Preis
||
nicht bekommen werde und
daß das Bild überhaupt schwer
verkäuflich sei, meinte er,
es pressiere ihn nicht und er
könne warten.
Ich meine also, daß gegenüber
dem usuellen Verkaufspreis
von 1900 K die verlangten
1200 K immerhin einen er-
heblichen Nachlaß bedeuten,
den wir vermutlich der Frau
Hauer [5] verdanken, die ich bat,
sich kräftig für uns einzusetzen.
Wenn Ihnen der er-
reichte Erfolg zusagt, schreiben
||
Sie mir ein paar Zeilen,
damit ich Herrn Helling von
Ihrer Annahme des Anbot ver-
ständigen kann. Wenn Sie
wollen, werde ich auch das
Geld zu Hauers bringen und
die Empfangsbestätigung [6] über-
nehmen. Das Bild kann ja
dann wann immer abge-
holt werden. Es handelt sich
vor allem darum, daß Sie
sich den Besitz des Bildes
sichern.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr B.
[Kuvert:]
Herrn
Maler Egon Schiele
in
Wien XIII.
Hietzinger Hauptstraße 101
||
Absender: Heinrich Benesch
Wien, X/2 Ghegaplatz 4, II/62
Lieber Herr Schiele!
Ich habe mein Möglichstes ge-
tan, aber wie Sie aus dem
Briefe Hellings [1] erfahren, war
der Preis nicht unter 1200 K[ronen]
zu drücken. [2] Ihre Frau [3] ist mit
dem Preise nicht ganz zufrie-
den und ich werde daher noch
telephonisch einen Versuch un-
ternehmen, eine Herabsetzung
des Preises zu erzielen, ver-
spreche mir aber in Ansehung
||
der Person meines Partners
recht wenig Erfolg davon.
Herr Helling argumentierte
folgendermaßen: Als Selbstkosten-
preis hat Hauer [4] 2 Preise an-
gesagt 850 K und 950 K. Vermut-
lich ist 850 K der Preis ohne,
950 K der Preis mit Rahmen.
Nachdem nun Helling als
Verkaufspreis den doppelten
Selbstkostenpreis angesetzt hat,
ist das Bild im Verkaufs-
kataloge mit 1900 K ange-
geben. Als ich nun Helling
sagte, daß er diesen Preis
||
nicht bekommen werde und
daß das Bild überhaupt schwer
verkäuflich sei, meinte er,
es pressiere ihn nicht und er
könne warten.
Ich meine also, daß gegenüber
dem usuellen Verkaufspreis
von 1900 K die verlangten
1200 K immerhin einen er-
heblichen Nachlaß bedeuten,
den wir vermutlich der Frau
Hauer [5] verdanken, die ich bat,
sich kräftig für uns einzusetzen.
Wenn Ihnen der er-
reichte Erfolg zusagt, schreiben
||
Sie mir ein paar Zeilen,
damit ich Herrn Helling von
Ihrer Annahme des Anbot ver-
ständigen kann. Wenn Sie
wollen, werde ich auch das
Geld zu Hauers bringen und
die Empfangsbestätigung [6] über-
nehmen. Das Bild kann ja
dann wann immer abge-
holt werden. Es handelt sich
vor allem darum, daß Sie
sich den Besitz des Bildes
sichern.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr B.
[Kuvert:]
Herrn
Maler Egon Schiele
in
Wien XIII.
Hietzinger Hauptstraße 101
||
Absender: Heinrich Benesch
Wien, X/2 Ghegaplatz 4, II/62
Anmerkungen
[1] Ludwig Helling.
[2] Schiele kaufte sein Gemälde Auferstehung (Gräber) (1913, K P251) aus dem Nachlass Hauers zurück.
[3] Edith Schiele, geb. Harms (1893–1918).
[4] Nachlass von Franz Hauer, Gastwirt (1866–1914).
[5] Anna Hauer.
[6] ESDA ID 1280.
[2] Schiele kaufte sein Gemälde Auferstehung (Gräber) (1913, K P251) aus dem Nachlass Hauers zurück.
[3] Edith Schiele, geb. Harms (1893–1918).
[4] Nachlass von Franz Hauer, Gastwirt (1866–1914).
[5] Anna Hauer.
[6] ESDA ID 1280.
Provenienz
Vor 2023: Privatsammlung
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
Eigentümer*in
Autor*in
Empfänger*in
Erwähnte Person
Abbildungsnachweis
Leopold Museum, Wien
Verknüpfte Objekte
(+-)
PURL: https://www.egonschiele.at/2898