Brief von Egon Schiele an Wilhelm John
Heeresgeschichtliches Museum
/ Militärhistorisches Institut, Wien
ESDA ID
2783
Nebehay 1979
Nicht gelistet/Not listed
Bestandsnachweis
Heeresgeschichtliches Museum/Militärhistorisches Institut, Wien, Nachlass John
Datierung
21.05.1918 (eigenhändig)
Transkription
21. Mai 1918.
Sehr geehrter Herr Ober Ingenieur Dr. John! –
Gestatten Sie, dass ich Ihnen als Künstler dasjenige
schreibe, welches ich mir als militärische Mannschafts-
person, Ihrer hohen Stellung gegenüber mir, nicht
mit diesem Ausdruck und mit dieser Unbefangenheit
erlauben kann. –
„Ich habe die Absicht nicht bloß eine Erinnerung,
sondern etwas Starkes, Unvergängliches für das
Museum [1] zu schaffen.“
Es ist mein Wille mich unverzüglich mit dem wirklichen
Formstudium zu befassen, da die Idee wohl lebendig,
doch aber lediglich vom Handwerk abhängig ist.
Vorerst möchte ich doch Gefangene, Italiener und andere,
zeichnen, welche mir schon dereinst einen starken Ein-
druck zurückließen. – Und nach dem Sommer möchte
ich gerne die Front unseres wirklichsten Feindes erleben.
Arnot eröffnet morgen eine Ausstellung meiner
letzten Zeichnungen. [2] – Ich erlaube mir Sie durch diese
Galerie einzuladen und möchte mich sehr sehr freuen
wenn Sie, Herr Ober Ingenieur, mich in der nächsten
Zeit in meiner Werkstatt besuchen würden.
Mit vorzüglichster Hochachtung Ihr dankergebener
EGON
SCHIELE
Sehr geehrter Herr Ober Ingenieur Dr. John! –
Gestatten Sie, dass ich Ihnen als Künstler dasjenige
schreibe, welches ich mir als militärische Mannschafts-
person, Ihrer hohen Stellung gegenüber mir, nicht
mit diesem Ausdruck und mit dieser Unbefangenheit
erlauben kann. –
„Ich habe die Absicht nicht bloß eine Erinnerung,
sondern etwas Starkes, Unvergängliches für das
Museum [1] zu schaffen.“
Es ist mein Wille mich unverzüglich mit dem wirklichen
Formstudium zu befassen, da die Idee wohl lebendig,
doch aber lediglich vom Handwerk abhängig ist.
Vorerst möchte ich doch Gefangene, Italiener und andere,
zeichnen, welche mir schon dereinst einen starken Ein-
druck zurückließen. – Und nach dem Sommer möchte
ich gerne die Front unseres wirklichsten Feindes erleben.
Arnot eröffnet morgen eine Ausstellung meiner
letzten Zeichnungen. [2] – Ich erlaube mir Sie durch diese
Galerie einzuladen und möchte mich sehr sehr freuen
wenn Sie, Herr Ober Ingenieur, mich in der nächsten
Zeit in meiner Werkstatt besuchen würden.
Mit vorzüglichster Hochachtung Ihr dankergebener
EGON
SCHIELE
Anmerkungen
[1] K. u. k. Heeresmuseum.
[2] Ausstellung (nicht näher bezeichnet), Galerie Arnot, Wien, 22.05.–ca. Juli 1918.
[2] Ausstellung (nicht näher bezeichnet), Galerie Arnot, Wien, 22.05.–ca. Juli 1918.
Erfasst in
Ilse Krumpöck, Anton Faistauers "militärische Nichtsnutzigkeit", in: Schriftenreihe zu Anton Faistauer und seiner Zeit, Bd II, Maishofen 2007, S. 50, FN 90; "Etwas Unvergängliches", in: Kurier, 30.04.1998, S. 26; Albrecht 2022
Eigentümer*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Erwähnte Institution
Abbildungsnachweis
Heeresgeschichtliches Museum
/ Militärhistorisches Institut, Wien
/ Militärhistorisches Institut, Wien
Ausstellungen
(+-)
-
Ausstellung in der Galerie Arnot [Titel unbekannt]Galerie Arnot, Wien, ca. Mai–Juli 1918
PURL: https://www.egonschiele.at/2783