Brief von Egon Schiele an Anton Peschka (Fragment zu ESDA, ID: 108)
Albertina, Wien
ESDA ID
2765
Nebehay 1979
Nicht gelistet/Not listed
Bestandsnachweis
Albertina, Wien, Inv. 30894
Ort
Triest
Datierung
15.05.1912 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
22,1 x 14,3 cm (Seite)
Transkription
Trieste, 15. Mai 1912.
Lieber A. P.! Ich bin allein
weiter gefahren; Wally [1] ist
gestern nach Wien zurück, und
ich bin entgegen/gesetzt nach
Triest; das Geld war genau
berechnet sodaß ich jetzt eben
1 K[rone] noch übrig habe; Paß auf!
– Ich habe gestern um 3h an
Benesch [2] einen Brief geschrieben
expreß er soll mir, die 50 K
die er mir übergeben will sofort
telegraphisch an das Hauptpostamt
schicken; nun dachte ich jetzt früh
daran daß ich keine gebührende
Legitimation bei mir habe, auf
welche ich das Geld ausfolgen könnte,
darum telegraphierte ich jetzt
Benesch er soll mir das Geld
an das Hotel Europa Triest
sofort telegraphisch senden; jetzt
||
weiß ich eben nicht ob er den Brief
schon hat, früher als das [durchgestr.: gestri]
heutige Telegramm und ob er
das Geld an das Hauptpostamt
oder an das Hotel Europa schickt.
– Wenn also das Telegramm früher
anlangt so daß das Geld an das
Hotel kommt so ist alles gut;
hat er es aber schon an das Postamt
geschickt so bin ich ohne Geld bis ich
von Dir eine Legitimation für mich,
vielleicht von der Polizei ausgefertigt,
daß ich dort wohne, kurz es muß
so eine Legitimation sein, daß
ich hier Geld damit übernehmen
kann. – Ich bitte Dich um Folgendes:
eben so dringend wie ich diesen Brief
schicke, würde Dein Dienst den
Du mir erweisen sollst sein, so
daß Du kurz, nur daß ich hier
in dieser fremden Stadt, wo man
mir vielleicht nicht kreditiert als
deutschen 50 K an das „Hotel
Europa Triest Egon Schiele“
„telegraphisch“ bitte sofort schickst
||
Du wirst begreifen wie schnell das
sein soll; dieser Brief wird
hoffentlich morgen in Deiner
Hand sein so daß ich das Geld
bis morgen abends erhalten
habe. – Gehe sofort 50 K telegraphisch
aufgeben an meine hiesige Adresse.
Ich gebe dir natürlich wie ich in
Wien bin die 50 K samt Zinsen
retour, weil ohnehin in den
nächsten Tagen einige 100 K
an mich kommen müßen. –
Ich glaube daß ich mich vollkommen
auf dich verlassen kann, und
darum werde ich jetzt beruhigt
arbeiten können. – Du wohnst
ja vis à vis von Benesch nicht wahr?
bitte frage ihn ob und wie er
das Geld weggeschickt hat; wenn
er es an das Hauptpostamt
geschickt haben sollte, so solle er
es sofort reklamieren! – Wenn
aber alles gut ausgeht, daß ich
heute noch an das Hotel von Benesch
||
und morgen von Dir die Sendung
beide telegraphisch nicht wahr?
bekommen habe; so schicke ich
Dir sofort die 50 K retour
und rate Dir folgendes zu tun:
Gleich nach erhalt [!] von dem Geld
hieher [!] zu fahren, es ist so
ungeheuerlich wie niemals
noch, die Fahrt kostet 26 K 40 h[eller]
vom Südbahnhof 7.35 früh ab
über Leoben, Klagenfurt,
Triest wo man ganz direkt
und am kürzesten fahrt, an
7.30 abends. Wenn du kommen
solltest was mich kolossal freuen
möchte weil ich einem Maler doch
alles zeigen könnte, so telegraphiere
an mich Hotel u.s.w. ich hole Dich
ab vom Bahnhof. – Wenn
ich und Du dann wieder in Wien
angekommen sind ersetze ich
Dir sämtliche Kosten.
Lieber A. P.! Ich bin allein
weiter gefahren; Wally [1] ist
gestern nach Wien zurück, und
ich bin entgegen/gesetzt nach
Triest; das Geld war genau
berechnet sodaß ich jetzt eben
1 K[rone] noch übrig habe; Paß auf!
– Ich habe gestern um 3h an
Benesch [2] einen Brief geschrieben
expreß er soll mir, die 50 K
die er mir übergeben will sofort
telegraphisch an das Hauptpostamt
schicken; nun dachte ich jetzt früh
daran daß ich keine gebührende
Legitimation bei mir habe, auf
welche ich das Geld ausfolgen könnte,
darum telegraphierte ich jetzt
Benesch er soll mir das Geld
an das Hotel Europa Triest
sofort telegraphisch senden; jetzt
||
weiß ich eben nicht ob er den Brief
schon hat, früher als das [durchgestr.: gestri]
heutige Telegramm und ob er
das Geld an das Hauptpostamt
oder an das Hotel Europa schickt.
– Wenn also das Telegramm früher
anlangt so daß das Geld an das
Hotel kommt so ist alles gut;
hat er es aber schon an das Postamt
geschickt so bin ich ohne Geld bis ich
von Dir eine Legitimation für mich,
vielleicht von der Polizei ausgefertigt,
daß ich dort wohne, kurz es muß
so eine Legitimation sein, daß
ich hier Geld damit übernehmen
kann. – Ich bitte Dich um Folgendes:
eben so dringend wie ich diesen Brief
schicke, würde Dein Dienst den
Du mir erweisen sollst sein, so
daß Du kurz, nur daß ich hier
in dieser fremden Stadt, wo man
mir vielleicht nicht kreditiert als
deutschen 50 K an das „Hotel
Europa Triest Egon Schiele“
„telegraphisch“ bitte sofort schickst
||
Du wirst begreifen wie schnell das
sein soll; dieser Brief wird
hoffentlich morgen in Deiner
Hand sein so daß ich das Geld
bis morgen abends erhalten
habe. – Gehe sofort 50 K telegraphisch
aufgeben an meine hiesige Adresse.
Ich gebe dir natürlich wie ich in
Wien bin die 50 K samt Zinsen
retour, weil ohnehin in den
nächsten Tagen einige 100 K
an mich kommen müßen. –
Ich glaube daß ich mich vollkommen
auf dich verlassen kann, und
darum werde ich jetzt beruhigt
arbeiten können. – Du wohnst
ja vis à vis von Benesch nicht wahr?
bitte frage ihn ob und wie er
das Geld weggeschickt hat; wenn
er es an das Hauptpostamt
geschickt haben sollte, so solle er
es sofort reklamieren! – Wenn
aber alles gut ausgeht, daß ich
heute noch an das Hotel von Benesch
||
und morgen von Dir die Sendung
beide telegraphisch nicht wahr?
bekommen habe; so schicke ich
Dir sofort die 50 K retour
und rate Dir folgendes zu tun:
Gleich nach erhalt [!] von dem Geld
hieher [!] zu fahren, es ist so
ungeheuerlich wie niemals
noch, die Fahrt kostet 26 K 40 h[eller]
vom Südbahnhof 7.35 früh ab
über Leoben, Klagenfurt,
Triest wo man ganz direkt
und am kürzesten fahrt, an
7.30 abends. Wenn du kommen
solltest was mich kolossal freuen
möchte weil ich einem Maler doch
alles zeigen könnte, so telegraphiere
an mich Hotel u.s.w. ich hole Dich
ab vom Bahnhof. – Wenn
ich und Du dann wieder in Wien
angekommen sind ersetze ich
Dir sämtliche Kosten.
Anmerkungen
Zugehörig zu ESDA ID 108, Leopold Privatsammlung.
[1] Walburga „Wally“ Neuzil (1894–1917).
[2] Heinrich Benesch (1862–1947).
[1] Walburga „Wally“ Neuzil (1894–1917).
[2] Heinrich Benesch (1862–1947).
Motiv
Briefpapier: EXCELSIOR PALACE-HOTEL TRIESTE
Eigentümer*in
Autor*in
Empfänger*in
Erwähnte Person
Abbildungsnachweis
Albertina, Wien
Verknüpfte Objekte
(+-)
PURL: https://www.egonschiele.at/2765