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Klimt-Foundation, Wien

03.05.1914 (eigenhändig)

Tinte auf Papier

3. Mai 1914.
Lieber Erich,
ich frage Sie ob ich
Ihnen einige Blätter schicken
kann mit denen Sie Aussicht
hätten ‚was‘ anfangen zu
können. ich habe augenblicklich
keine Mittel um meinen Zins zu
decken. – Was machen Sie und
warum kommen Sie nicht mehr?
– Fritz [1] schrieb mir u. A. [unter anderem] daß er
sich unter den Engländern nicht wohl
fühlt.
– In der „Deutschen Kunst und Dekoration“
Heft 8 ist meine Sonnenblume reprodu-
ziert [2] – Das Bild, welches J. Hoffmann [3]
von mir hat und noch zwei andere
werden in einen [!] von Hoffmann ent-
worfenen Raum in der D. Werkbund-
ausstellung Köln ausgestellt sein. [4]
– Außerdem macht Hoffmann die
Säle der österr.[eichischen] Abteilung in Brüssel [5]
und ich glaube wenn ich fertig werde
||
auch dort über den Sommer
auszustellen. – Schreiben Sie
mir auf alle Fälle sofort, denn [ich]
brauche dringend einen Ausweg.
Einstweilen begrüße ich Sie
herzlichst.
Handkuß an Ihre Mama! [6]
Egon Schiele


[Kuvert:]
Herrn
Erich Lederer
Wien I.
Bartensteingasse 8.
||
Egon Schiele
Wien XIII.
Hietzinger-
Hauptstraße 101.

[1] Friedrich Lederer (1899–1972).
[2] Kuno Mittenzwey: „Frühjahrs-Ausstellung der Münchner Secession“, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Bd. 34, Nr. 8, April 1914, S. 87–90, Abbildung: S. 90; Welke Sonnenblumen (Herbstsonne II), 1914, K P280.
[3] Josef Hoffmann (1870–1956) besaß Schieles Gemälde Die Häuser am Meer (Häuserreihe), 1914, K P281.
[4] Deutsche Werkbund-Ausstellung, Köln, 16.05.–06.08.1914.
[5] Exposition Générale des Beaux Arts: Salon Triennal, Brüssel, 09.05.–02.11.1914.
[6] Serena Lederer, geb. Pulitzer (1867–1943).

Privatbesitz;

Antiquariat Christian M. Nebehay, Wien;

Gustav Klimt | Wien 1900-Privatstiftung, Wien (Ankauf 2017).

Nebehay 1987, S. 85, Nr. 8

Klimt-Foundation, Wien