Brief von Arthur Roessler an Hans Goltz
Brief von Arthur Roessler an Hans Goltz Bild 1
Albertina, Wien
ESDA ID
378
Nebehay 1979
254, nicht transkribiert
Bestandsnachweis
Verbleib unbekannt
Ort
Wien
Datierung
18.09.1911 (eigenhändig)
Material/Technik
Tinte auf Papier
Transkription
Herrn H. Goltz
Inhaber der Buch- & Kunsthandlung Ulrich Putze
München, Briennerstrasse No. 8

Sehr geehrter Herr,
Ihr Interesse für Schiele freut mich, und bin ich bereit Ihnen eine Kollektivausstellung neuerer Arbeiten von E. S. zu vermitteln. Da Sie von Mitte Oktober bis Ende Dezember ausstellen wollen, geht dies, denn Th. [1] würde erst im Frühjahr Raum dazu freihaben Schiele den Münchenern zu zeigen. [2]
E. S. wird in M.[ünchen] sicherlich stark wirken, und zwar stärker als Oppenheimer [3] (an dessen Ausstellung in der Modernen Galerie Sie sich gewiss erinnern), weil S. die originellere künstlerische Persönlichkeit ist.
Bedingungen für die Ausstellung: frachtfreier Hin- und Rücktransport, Versicherung der Kunstwerke, garantierter Verkauf für mindestens 600 M.[ark] Provision von 30 % für Sie von den limitierten Preisen beim Verkauf. Direkter Verkehr mit mir in allen geschäftlichen Angelegenheiten als dem bevollmächtigten Vertreter des Künstlers.
Nehmen Sie diese Bedingungen an? Wenn ja, erbitte ich mir auch Mitteilung darüber ob Sie auch grössere Arbeiten von Schiele, Leinwänden in der Grösse von m. 1:2 und m 1 im Quadrat zur Ausstellung bringen wollen; es befinden sich unter diesen Grössen einige der wichtigsten Arbeiten des Künstlers. Die Mehrzahl seiner Arbeiten allerdings hat kleineres Format, wie einige auf Holztafeln gemalte Bilder: cm 30:37, und die Zeichnungen und Aquarelle auf Japan[papier]. Wie viel grosse und wie viel kleine Arbeiten können Sie gebrauchen?
Falls die Ausstellung bei Ihnen Erfolg hat, was ja mit Recht zu erwarten ist, möchte ich Ihnen vorschlagen es mit Schiele so zu machen, wie Thannhauser es mit Oppenheimer machte: nämlich die Vertretung des Künstlers für Deutschland zu übernehmen. Th. ist hierbei recht gut gefahren; er hat M. O. [Oppenheimers] Kollektion nach Mannheim, dann nach Kölln [!] (Wallraff-R. [Wallraff-Richartz] Museum) u. Frankfurt geschickt und überall verkauft, darunter an das Museum in Kölln [Köln], an die Galerie in Elberfeld, Barmen usw. Jetzt geht die Kollektion nach Zürich u. von dort an das Folkwang-Museum in Hagen i. W. [in Westfalen], für das Oppenheimer gegenwärtig das Bildnis der Frau Osthaus malt.
Zur Herstellung eines kl.[einen] Katalogs kann ich Ihnen Text u. Illustrationsmaterial (Fotos u. Klischees) kostenlos zur Verfügung stellen. Ich zeichne, in Erwartung Ihres Bescheides, hochachtungsvoll:

18. IX. 1911
Anmerkungen
[1] Heinrich Thannhauser, Kunsthändler (1859–1934); Moderne Galerie Heinrich Thannhauser, München.
[2] Zwischen 15. Oktober und Ende Dezember 1911 fand bei Goltz die Ausstellung Buch und Bild statt, nicht die Kollektivausstellung Egon Schiele, wie von Roessler angenommen. Jene Kollektivausstellung wurde erst 15.02.–15.03.1912 realisiert; siehe auch ESDA ID 401.
[3] Max Oppenheimer (1885–1954).
Erfasst in
Abschrift: Albertina, Wien, ESA 745
Empfänger*in
Abbildungsnachweis
Albertina, Wien

Verknüpfte Objekte

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Ausstellungen

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  • Buch und Bild
    Buch- und Kunsthandlung Ulrich Putze, München, 15.10.–ca. 31.12.1911
  • Egon Schiele Kollektivausstellung [Titel unbekannt]
    Buch- und Kunsthandlung Ulrich Putze, München, 15.02.–15.03.1912
PURL: https://www.egonschiele.at/378