Brief von Wilhelm „Willy“ Lidl an Egon Schiele
Albertina, Wien
ESDA ID
314
Nebehay 1979
186
Bestandsnachweis
Albertina, Wien, Inv. ESA 945
Ort
Krumau (Český Krumlov)
Datierung
02.03.1911 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
17,4 x 13 cm (Seite)
Transkription
Krummau. 2.3.11.
Lieber Schiele! Ich habe gleich gestern
Nachmittags Erkundungen
eingezogen. Doch habe ich lei-
der nichts gefunden. Ich habe
mir alle freien Wohnungen
angeschaut aber bei keiner
ist auch nur an ein Atelier
zu denken. Auch einen Ge-
meindebeamten habe ich
ersucht den Plan von Krum-
mau anzusehen, ob vielleicht
||
doch irgendwo so ein Garten-
haus zu finden wäre. Er
versicherte mich [!], daß so ein
Gartenhaus in Krummau
überhaupt nicht zu haben sei.
Bei Micko [1] war ich nicht, denn
in einem photogr.[fischen] Atelier,
wo die Leute aus und ein
gehen, könnten sie [!] ja so nicht
arbeiten. Ich habe schon daran
gedacht auf diesen Wiesen-
plan bei Micko oben ein Som-
mer-Atelier zu bauen.
||
Ich denke es würde nicht
so teuer kommen und sie
könnten dann unbeirrt
arbeiten so lange sie wollen.
[Skizze mit Bezeichnungen:]
Wohn-
raum
Oberlicht
Osten
Sie könnten das Atelier innen
mit Tapeten ausschlagen und
weiß streichen lassen. Die Mö-
beln [!] (weiche) könnten sie bei
Schinko kaufen. Bett, Tisch mit
Stühlen, eventuell einen Divan
und einen Kasten. Der Platz
gehört dem Borak, wenn sie
||
darauf reflektieren würden,
möchte ich alles in Bewegung
setzen, den Platz zu pachten.
Das Stück Garten wird er sich
natürlich aus dem großen
Garten nicht herauskaufen
lassen. Was [den] Kostenpunkt an-
belangt, denke ich wird alles
in allem 200 Kr.[onen] nicht übersteigen.
Bis jetzt habe ich mich bei Borak
Zimmermann u.s.w. noch nicht
erkundigt, da dies alles nur ein
Plan ist. Für ihre Gefolgschaft kann
ich die Wohnung natürlich erst jetzt
im März aufnehmen.
Bitte um baldige Antwort. Lidl.
Ist das „Schiele“-Heft [2]
schon erschienen?
Lieber Schiele! Ich habe gleich gestern
Nachmittags Erkundungen
eingezogen. Doch habe ich lei-
der nichts gefunden. Ich habe
mir alle freien Wohnungen
angeschaut aber bei keiner
ist auch nur an ein Atelier
zu denken. Auch einen Ge-
meindebeamten habe ich
ersucht den Plan von Krum-
mau anzusehen, ob vielleicht
||
doch irgendwo so ein Garten-
haus zu finden wäre. Er
versicherte mich [!], daß so ein
Gartenhaus in Krummau
überhaupt nicht zu haben sei.
Bei Micko [1] war ich nicht, denn
in einem photogr.[fischen] Atelier,
wo die Leute aus und ein
gehen, könnten sie [!] ja so nicht
arbeiten. Ich habe schon daran
gedacht auf diesen Wiesen-
plan bei Micko oben ein Som-
mer-Atelier zu bauen.
||
Ich denke es würde nicht
so teuer kommen und sie
könnten dann unbeirrt
arbeiten so lange sie wollen.
[Skizze mit Bezeichnungen:]
Wohn-
raum
Oberlicht
Osten
Sie könnten das Atelier innen
mit Tapeten ausschlagen und
weiß streichen lassen. Die Mö-
beln [!] (weiche) könnten sie bei
Schinko kaufen. Bett, Tisch mit
Stühlen, eventuell einen Divan
und einen Kasten. Der Platz
gehört dem Borak, wenn sie
||
darauf reflektieren würden,
möchte ich alles in Bewegung
setzen, den Platz zu pachten.
Das Stück Garten wird er sich
natürlich aus dem großen
Garten nicht herauskaufen
lassen. Was [den] Kostenpunkt an-
belangt, denke ich wird alles
in allem 200 Kr.[onen] nicht übersteigen.
Bis jetzt habe ich mich bei Borak
Zimmermann u.s.w. noch nicht
erkundigt, da dies alles nur ein
Plan ist. Für ihre Gefolgschaft kann
ich die Wohnung natürlich erst jetzt
im März aufnehmen.
Bitte um baldige Antwort. Lidl.
Ist das „Schiele“-Heft [2]
schon erschienen?
Anmerkungen
[1] Wenzel Micko, Fotograf (1872–1951).
[2] Arthur Roessler: „Egon Schiele", in: Bildende Künstler. Monatsschrift für Künstler und Kunstfreunde, Bd. I, Heft 3, Wien 1911, S. 104–121.
[2] Arthur Roessler: „Egon Schiele", in: Bildende Künstler. Monatsschrift für Künstler und Kunstfreunde, Bd. I, Heft 3, Wien 1911, S. 104–121.
Eigentümer*in
Autor*in
Empfänger*in
Erwähnte Person
Abbildungsnachweis
Albertina, Wien
Bibliografie
(+-)
-
Roessler 1911Arthur Roessler: „Egon Schiele“, in: Bildende Künstler. Monatsschrift für Künstler und Kunstfreunde, Bd. I, Nr. 3, Wien 1911, S. 104–121
PURL: https://www.egonschiele.at/314