Gedicht von Egon Schiele: „Anarchist – Sonne“
ESDA ID
295
Nebehay 1979
162
Bestandsnachweis
Verbleib unbekannt
Datierung
07.1910 (inhaltlich)
Material/Technik
Bleistift auf Papier
Transkription
Anarchist – Sonne

Koste Roter! rieche wiegende weiße Winde, schaue an am All: Sonne, gelbglitzernde Sterne schaue, bis dir wohl ist und du mußt schließen die Augen. Hirnwelten funkeln dir um in deinen Höhlen. Laß zittern dir die innigen Finger, taste am Elemente, der du durstig taumelnd dir suchen mußt, springend sitzt, laufend liegst, liegend träumst, träumend wachst. Fieber fressen Hunger und Durst und Unlust, Blut fugt sich durch. –
Schaue an, Vater, mich der du doch da bist, umstricke mich, gib mir: Nähe, Weite, laufe ab und auf, rasend, Welt. –
Strecke jetzt deine edlen Knochen. Reiche mir weiches Ohr, schöne blaßblaue Wasseraugen. – Das, Vater, war da. Vor Dir bin ich.
Provenienz
Arthur Roessler, Wien
Max Wagner, Wien
1987: Sotheby’s, London, Aukt. 26./27.11.1987, lot 193

Provenienz lt. Nebehay 1979:
Verbleib unbekannt, als Quelle wird Roessler 1921, S. 21 angegeben.
Erfasst in
Pfemfert 1914, 4/15, S. 323/324; Roessler 1921, S. 20; Wiener Bibl. Ges. 1977, S. 19; Brandstätter 1985, S: 24

Bibliografie

(+-)
  • Schiele 1914a
    Egon Schiele: „Sonne“; „Nasser Abend“, in: Die Aktion. Wochenschrift für Politik, Literatur und Kunst, Jg. 4, Nr. 15, 11.04.1914, Sp. 323–324
PURL: https://www.egonschiele.at/295