Brief von Egon Schiele an Broncia Koller-Pinell
Leopold Museum, Wien
ESDA ID
124
Nebehay 1979
1711
Bestandsnachweis
Leopold Museum, Wien, Inv. 7865
Ort
Wien
Datierung
20.09.1918 (eigenhändig)
Material/Technik
Violette Tinte auf Papier
Maße
21,8 x 16,6 cm (Seite)
Transkription
20. Sept.[ember] 1918.
Sehr geehrte gnädige Frau, – so lieb mir
mein neues Atelier ist und so gut es
sich auch heizen läßt, wie ich bemerkte,
tritt ein großes Übel auf vor dem
ich Respekt habe, – die Feuchtigkeit.
Der Hausherr, ein großer Geizhals
will unter normalen Bedingungen
kaum etwas anrühren und mir fällt
es nicht ein mich in weitere Kosten zu
verarmen. – Trotzdem mir [!] das Klimthaus [1]
in der Feldmühlgasse an vieles erinnert,
habe ich doch daran gedacht, und wurde
mir von vielen Seiten nahegelegt, dieses
Atelier, falls nichts anderes Besseres
damit geschehen soll, bevor ein ekliger
Spießer das Haus mietet, dieses
zu mieten. – Wie weit dies möglich
ist und an wen ich mich da wenden
||
soll, weiß ich nicht, – jedenfalls
würde ich diese Stätte in Ehren halten
und niemals, auch wenn ich nicht in
Wien bliebe, aufgeben.
Ich habe daher gnädige Frau an Sie
die große Bitte mir in dieser Sache
behilflich zu sein und eventuell bei
den jetzigen Verfügern, die Sie gnädige
Frau ja kennen, anzufragen.
Tabak liegt bei mir 1 kg.
Wann soll ich nach O. W. [Oberwaltersdorf] kommen?
Bin einige Tage in Klagenfurt.
Mit ergebenstem Handkuß und
besten Grüßen in Ober-Waltersdorf
EGON
SCHIELE
[Kuvert:]
Hochwohlgeboren
Frau
Dr. Koller
z. z. [zur Zeit] Ober-Waltersdorf
Aspangbahn N.Ö. [Niederösterreich]
||
EGON SCHIELE, WIEN, XIII. WATTMANNGASSE 6
Sehr geehrte gnädige Frau, – so lieb mir
mein neues Atelier ist und so gut es
sich auch heizen läßt, wie ich bemerkte,
tritt ein großes Übel auf vor dem
ich Respekt habe, – die Feuchtigkeit.
Der Hausherr, ein großer Geizhals
will unter normalen Bedingungen
kaum etwas anrühren und mir fällt
es nicht ein mich in weitere Kosten zu
verarmen. – Trotzdem mir [!] das Klimthaus [1]
in der Feldmühlgasse an vieles erinnert,
habe ich doch daran gedacht, und wurde
mir von vielen Seiten nahegelegt, dieses
Atelier, falls nichts anderes Besseres
damit geschehen soll, bevor ein ekliger
Spießer das Haus mietet, dieses
zu mieten. – Wie weit dies möglich
ist und an wen ich mich da wenden
||
soll, weiß ich nicht, – jedenfalls
würde ich diese Stätte in Ehren halten
und niemals, auch wenn ich nicht in
Wien bliebe, aufgeben.
Ich habe daher gnädige Frau an Sie
die große Bitte mir in dieser Sache
behilflich zu sein und eventuell bei
den jetzigen Verfügern, die Sie gnädige
Frau ja kennen, anzufragen.
Tabak liegt bei mir 1 kg.
Wann soll ich nach O. W. [Oberwaltersdorf] kommen?
Bin einige Tage in Klagenfurt.
Mit ergebenstem Handkuß und
besten Grüßen in Ober-Waltersdorf
EGON
SCHIELE
[Kuvert:]
Hochwohlgeboren
Frau
Dr. Koller
z. z. [zur Zeit] Ober-Waltersdorf
Aspangbahn N.Ö. [Niederösterreich]
||
EGON SCHIELE, WIEN, XIII. WATTMANNGASSE 6
Anmerkungen
[1] Gustav Klimts (1862–1918) letztes Atelier in Wien Hietzing, Feldmühlgasse 11.
Motiv
Briefpapier: EGON SCHIELE, WIEN, XIII. WATTMANNGASSE 6
Provenienz
Provenienz lt. Nebehay 1979:
Verbleib unbekannt, als Quelle wird Leopold 1972, S. 17 angegeben.
vor 2023: Privatsammlung
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
Verbleib unbekannt, als Quelle wird Leopold 1972, S. 17 angegeben.
vor 2023: Privatsammlung
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
Erfasst in
Leopold 1972, S. 17
Eigentümer*in
Autor*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Erwähnte Person
Abbildungsnachweis
Leopold Museum, Wien
PURL: https://www.egonschiele.at/124