Brief von Egon Schiele an Richard Lányi
Leopold Museum, Wien
ESDA ID
117
Nebehay 1979
1181
Bestandsnachweis
Leopold Museum, Wien, Inv. 7861
Ort
Wien
Datierung
01.03.1917 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
15,4 x 12,6 cm (Seite)
Transkription
1. März 1917. 9h morgens.
Lieber Herr Lanyi – ich habe nicht die Absicht
mit Ihnen auf feindlichem Wege zu verkehren. –
Sie werden vielleicht was Unrichtiges vermuten, wenn
ich Ihnen mitteilte, daß ich das Blatt für „mich“ behalten
will. –
Sie müssen aber bedenken, – daß meine Zeichnungen
lediglich keinen anderen Zweck haben, als Vorbereitun-
gen für zu malende Bilder sind, – daß sie nur für
mich bestimmt sind und für mich von ungeheurem Wert
sind, – weil ich die „nächste“ Vorstellung für ein Werk
vor mir habe. – Leider wurden mir nur zu oft meine
für mich wertvollsten Blätter weggenommen und
so kam es, daß schon viele große Bilder in ihrem ersten
Keim stecken blieben und man schließlich getäuscht ward
und glaubt, – daß meine Blätter schon Bilder sind.
– Weil ich Ihnen aber, das Blatt schon versprochen habe
– so sehe ich ein daß ich unrecht habe, weil ich voreilig
war, – Sie können das Blatt haben, in der Voraus-
setzung, es nicht weiter zu verkaufen und mir das
Blatt zu Ausstellungen und wenn ich das Bild male
zu leihen. – Trachten Sie, daß dieses Blatt und das
Kind farbig wird, [1] – allseits wird mir gesagt, daß
die Reproduktion wertlos ist, wenn man die Farben
nicht sieht. –
||
[Adressblock:]
Herrn Buchhändler
Richard Lányi
Wien I.
Kärntnerstraße 44.
Abs.: Egon Schiele, Wien XIII, Hietzinger-Hauptstr.[aße] 101.
Lieber Herr Lanyi – ich habe nicht die Absicht
mit Ihnen auf feindlichem Wege zu verkehren. –
Sie werden vielleicht was Unrichtiges vermuten, wenn
ich Ihnen mitteilte, daß ich das Blatt für „mich“ behalten
will. –
Sie müssen aber bedenken, – daß meine Zeichnungen
lediglich keinen anderen Zweck haben, als Vorbereitun-
gen für zu malende Bilder sind, – daß sie nur für
mich bestimmt sind und für mich von ungeheurem Wert
sind, – weil ich die „nächste“ Vorstellung für ein Werk
vor mir habe. – Leider wurden mir nur zu oft meine
für mich wertvollsten Blätter weggenommen und
so kam es, daß schon viele große Bilder in ihrem ersten
Keim stecken blieben und man schließlich getäuscht ward
und glaubt, – daß meine Blätter schon Bilder sind.
– Weil ich Ihnen aber, das Blatt schon versprochen habe
– so sehe ich ein daß ich unrecht habe, weil ich voreilig
war, – Sie können das Blatt haben, in der Voraus-
setzung, es nicht weiter zu verkaufen und mir das
Blatt zu Ausstellungen und wenn ich das Bild male
zu leihen. – Trachten Sie, daß dieses Blatt und das
Kind farbig wird, [1] – allseits wird mir gesagt, daß
die Reproduktion wertlos ist, wenn man die Farben
nicht sieht. –
||
[Adressblock:]
Herrn Buchhändler
Richard Lányi
Wien I.
Kärntnerstraße 44.
Abs.: Egon Schiele, Wien XIII, Hietzinger-Hauptstr.[aße] 101.
Anmerkungen
[1] Es handelt sich um Blätter Schieles, die in der Lányi-Mappe von 1917 reproduziert werden sollten. Publikation des Verlages der Buchhandlung Richard Lányi, Mappe mit zwölf Zeichnungen von Schiele.
Provenienz
1988: Privatbesitz, Wien (Ankauf Dorotheum, Wien, Aukt. Nr. 1554, 19.-26.01.1988, lot 1485)
vor 2023: Privatsammlung
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
Provenienz lt. Nebehay 1979:
Verbleib unbekannt, als Quelle wird Roessler 1921, S. 171-172 angegeben.
vor 2023: Privatsammlung
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
Provenienz lt. Nebehay 1979:
Verbleib unbekannt, als Quelle wird Roessler 1921, S. 171-172 angegeben.
Erfasst in
Roessler 1921, S. 171/172
Eigentümer*in
Autor*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Abbildungsnachweis
Leopold Museum, Wien
Bibliografie
(+-)
-
Lányi/Schiele 1917Zeichnungen. Egon Schiele 1917. Im Verlage der Buchhandlung Richard Lányi Wien, Wien 1917 [Lányi-Mappe]
PURL: https://www.egonschiele.at/117