Brief von Egon Schiele an Ulrich Putze/Hans Goltz; Kuvert adressiert an Anton Peschka
Leopold Museum, Wien
ESDA ID
110
Nebehay 1979
Nicht gelistet/Not listed
Bestandsnachweis
Leopold Museum, Wien, Inv. 7465
Datierung
ca. 07.1911 (inhaltlich)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
17,5 (9,3) x 12,8 (13,6) cm
Transkription
Lieber Herr P. [1] Sie sind mir sehr lieb. – Glauben Sie
aber nicht daß ich von Krummau komme
oder der Krummauer wegen hier bin.
Und daß ich doch auch mit dem Ministerium
verschieden zu tun hatte; daß ich in inter-
nationalen Ausstellungen vertreten
war, daß ich die „Neukunstgruppe" am
Gewissen habe. Daß ein einziges
Bild in der Jagdausstellung [2] im Kunst-
pavillon erschreckend wirkte; leider.
Dennoch hängen meine Bilder bei
K. Reininghaus [3] neben Hodler, van
Gogh, Cezanne, Makart, Minne,
Rodin, Klimt, Boticelli [!], [4] oder bei vielen
anderen Wienern, bei Otto Wagner,
bei Klimt, in der Werkstätte (W. W.)
bei Waerndorfer, Mauthner v. Markhof, [5]
||
Kolo Moser, Kunstgewerbeschule,
Josef Hoffmann; daß Bilder von
mir im besten modernen Museum
Folkwang Haag i. [Hagen in] Westfalen sind.
daß Klimt mit mir Blätter
tauschte, dann München, Berlin,
Prag, weiter war ich noch nicht
und hatte im Grund genommen
4mal öffentlich ausgestellt,
zuletzt bei Miethke in Wien
eine Kollektivausstellung [6] und
immer ist es nichts. Jetzt bin
ich schon 21 Jahre alt, vielleicht
muß ich gar zum Militär.
Ich sende Ihnen ein Heft der bildenden
Künstler [7] worinnen etwas von mir
ist, aber gleichzeitig mach ich Sie
aufmerksam daß alles in der
vorhergehenden Selbstbiografie
nicht von mir ist. Grüße
Egon Schiele.
[Kuvert:]
Maler Anton Peschka Wien XII.
Breitenfurterstraße 109.
||
Schiele Krummau a. d. [an der] Moldau
aber nicht daß ich von Krummau komme
oder der Krummauer wegen hier bin.
Und daß ich doch auch mit dem Ministerium
verschieden zu tun hatte; daß ich in inter-
nationalen Ausstellungen vertreten
war, daß ich die „Neukunstgruppe" am
Gewissen habe. Daß ein einziges
Bild in der Jagdausstellung [2] im Kunst-
pavillon erschreckend wirkte; leider.
Dennoch hängen meine Bilder bei
K. Reininghaus [3] neben Hodler, van
Gogh, Cezanne, Makart, Minne,
Rodin, Klimt, Boticelli [!], [4] oder bei vielen
anderen Wienern, bei Otto Wagner,
bei Klimt, in der Werkstätte (W. W.)
bei Waerndorfer, Mauthner v. Markhof, [5]
||
Kolo Moser, Kunstgewerbeschule,
Josef Hoffmann; daß Bilder von
mir im besten modernen Museum
Folkwang Haag i. [Hagen in] Westfalen sind.
daß Klimt mit mir Blätter
tauschte, dann München, Berlin,
Prag, weiter war ich noch nicht
und hatte im Grund genommen
4mal öffentlich ausgestellt,
zuletzt bei Miethke in Wien
eine Kollektivausstellung [6] und
immer ist es nichts. Jetzt bin
ich schon 21 Jahre alt, vielleicht
muß ich gar zum Militär.
Ich sende Ihnen ein Heft der bildenden
Künstler [7] worinnen etwas von mir
ist, aber gleichzeitig mach ich Sie
aufmerksam daß alles in der
vorhergehenden Selbstbiografie
nicht von mir ist. Grüße
Egon Schiele.
[Kuvert:]
Maler Anton Peschka Wien XII.
Breitenfurterstraße 109.
||
Schiele Krummau a. d. [an der] Moldau
Anmerkungen
Auf dem Kuvert befindet sich keine Postmarke, was vermuten lässt, dass der Brief nicht versandt wurde.
Ob Egon Schiele sein Schreiben an Putze einst kopiert hat, um es Anton Peschka zu zeigen, da das Kuvert an diesen adressiert ist, wäre eine erklärende Vermutung.
[1] Buch- und Kunsthandlung Ulrich Putze, München, ab 1910 von Hans Goltz (1873–1927) geführt.
[2] I. Internationale Jagd-Ausstellung, Wien, 07.05.–16.10.1910.
[3] Carl Reininghaus, Industrieller (1857–1929).
[4] Ferdinand Hodler (1853–1918); Vincent van Gogh (1853–1890); Paul Cézanne (1839–1906); Hans Makart (1840–1884); George Minne (1866–1941); Auguste Rodin (1840–1917); Gustav Klimt (1862–1918); Sandro Botticelli (1445–1510).
[5] Fritz Waerndorfer, Unternehmer (1868–1939); Magda Mautner von Markhof (1881–1944).
[6] Egon Schiele, Galerie Miethke, Wien, 24.04.–04.05.1911.
[7] Arthur Roessler: „Egon Schiele“, in: Bildende Künstler. Monatsschrift für Künstler und Kunstfreunde, Bd. I, Heft 3, Wien 1911, S. 104–118.
Ob Egon Schiele sein Schreiben an Putze einst kopiert hat, um es Anton Peschka zu zeigen, da das Kuvert an diesen adressiert ist, wäre eine erklärende Vermutung.
[1] Buch- und Kunsthandlung Ulrich Putze, München, ab 1910 von Hans Goltz (1873–1927) geführt.
[2] I. Internationale Jagd-Ausstellung, Wien, 07.05.–16.10.1910.
[3] Carl Reininghaus, Industrieller (1857–1929).
[4] Ferdinand Hodler (1853–1918); Vincent van Gogh (1853–1890); Paul Cézanne (1839–1906); Hans Makart (1840–1884); George Minne (1866–1941); Auguste Rodin (1840–1917); Gustav Klimt (1862–1918); Sandro Botticelli (1445–1510).
[5] Fritz Waerndorfer, Unternehmer (1868–1939); Magda Mautner von Markhof (1881–1944).
[6] Egon Schiele, Galerie Miethke, Wien, 24.04.–04.05.1911.
[7] Arthur Roessler: „Egon Schiele“, in: Bildende Künstler. Monatsschrift für Künstler und Kunstfreunde, Bd. I, Heft 3, Wien 1911, S. 104–118.
Provenienz
vor 2023: Privatsammlung
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
Erfasst in
Leopold Museum 2008, S. 111-112
Eigentümer*in
Autor*in
Empfänger*in
Empfänger*in
Erwähnte Institution
Abbildungsnachweis
Leopold Museum, Wien
Ausstellungen
(+-)
-
I. Internationale Jagd-AusstellungRotunde, Wien, 07.05.–16.10.1910
-
Egon SchieleGalerie Miethke, Wien, 24.04.–04.05.1911
Bibliografie
(+-)
-
Roessler 1911Arthur Roessler: „Egon Schiele“, in: Bildende Künstler. Monatsschrift für Künstler und Kunstfreunde, Bd. I, Nr. 3, Wien 1911, S. 104–121
PURL: https://www.egonschiele.at/110