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Leopold Museum, Wien, Inv. 7843

Wien

27.05.1915 (Poststempel)

Schwarze Tinte auf Papier

14 x 9 cm

Donnerstag. Lieber A. P.
zwei schwarze Zeichnungen liegen
zum Abholen bereit, bis Gerti [1]
kommt. Wie geht es Dir denn
alter Schwager – los auf
Italien [2] – vielleicht kommst Du
in die Schlitzaschlucht [3] – ein Wieder-
sehen. Anbei den Apparat
werde ich Dir nach dem 1. Juni
schicken er kostet 9 K.[ronen] –
Niederträchtig diese Zeiten! ohne
Ende jetzt wo ich heraußen wäre.
Bekomme von H. Böhler [4] Alles. er
hat 4 Bilder gekauft – alle
Monat zahlt er mich damit ich
immer was habe außer meinem
Gehalt. Sonst brauche ich jetzt nichts
verkaufen. Werde in München
Sezession Sommer bis Oktober
ausstellen [5] und im August
||
im Kunsthaus Zürich [6] –
wir haben einen neuen
Bund [7] gegründet darüber
schreib ich gelegentlich.
Alles hätte ich jetzt –
Montag werde ich gemust.[ert]
Vielleicht komme ich auch
dorthin [8]? einstweilen
Herzlichst Dein Egon.
Schreibe immer! bitte.

immer letzte Adresse.


[Adressblock:]
Herrn Anton
Peschka
Einj.[ährig] Freiw.[illiger] d.[es] Inf.[anterie] Reg.[iments] 42.
Offiziersschule
Gablonz

Egon Schiele Wien XIII
Hietzinger Hauptstr.[aße] 101.

[1] Gertrude Peschka, geb. Schiele (1894–1981).
[2] Ein seltener patriotischer Ausspruch von Egon Schiele.
[3] Die Schlitzaschlucht liegt bei Tarvis. Egon Schiele hat sie am 07.08.1899 mit seinem Vater besucht.
[4] Heinrich Böhler (1881–1940).
[5] Kunstausstellung der Münchener Secession, Verein bildender Künstler Münchens, 30.06.–31.10.1915.
[6] Im Zuge der Ausstellung im Kunsthaus Zürich, 4.–22.08.1915, wurden 13 Zeichnungen Schieles ausgestellt.
[7] Bund österreichischer Künstler.
[8] Peschka wurde in Gablonz zum Reserve-Offizier ausgebildet.

Provenienz lt. Nebehay 1979:
Verbleib unbekannt, als Quelle wird Roessler 1921, S. 106 angegeben.

vor 2023: Privatsammlung
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)

Roessler 1921, S. 106

Leopold Museum, Wien