Brief von Egon Schiele an Carl Reininghaus
Leopold Museum, Wien
ESDA ID
59
Nebehay 1979
Nicht gelistet/Not listed
Bestandsnachweis
Leopold Museum, Wien, Inv. 7816
Datierung
26.03.1913 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
17 x 13,2 cm
Transkription
26. März 1913
Lieber Herr Reininghaus!
ich sende gleichzeitig 4 Ihrer Briefe damit
Sie ersehen was Sie mir geschrieben haben.
– Die beiden Stadtbilder [1] kosten für Sie
zusammen 200 K.[ronen] – Nebenbei will
ich Ihnen nochmals sagen, daß ich meine
Zeichnungen niemals für weniger
als mindest 10 K an andere fortgebe,
die Behauptung ist unrichtig. – Wahr
ist das [!] Herr Dr. Reichel [2] alle Blätter von
mir für à 10 K bezahlte, dabei aber
immer einige erwarb und mir
wieder diese seine Blätter gerne zu-
rückgab wenn ich dieselben für Ausstellun-
gen brauchte oder besser verkaufte;
ebenso bei Bildern. das aber bis Herbst
1912. – Meine Zeichnungen verkaufe
ich gewöhnlich bei mir per einzelnen
Blatt um 25 K. bei mehreren à 20 K
ersterer z. B. Herr Benesch [3], zweiterer z.B.
Kolo Moser [4], Magda Mauthner v. M. [5], Osthaus [6],
W. W. [7] u.s.w.; Herr Rössler [8] bezahlt pro
Blatt 10 K und für ein Brettlbild wie
die zwei Städte sind à 100 K. – Nebstbei
aber verkaufte Herr Rößler öfters für mich
Blätter, gab mir Bücher, und verhalf mir
dann und wann zu kleinen Bestellungen.
||
Meine Zeichnungen werden von Goltz in
München [9], der mein Vertreter in Deut-
schland ist, zu à 25 M.[ark] verkauft, die
Bilder mittlerer Größe wurden z.B.
von Magda Mauthner v. M. oder
Waerndorfer mit je 600 K. bezahlt.
In Budapest in der Ausstellung [10] kosten
die Bilder mittlerer Größe von 1913
à 800 K, die Blätter à 50 – 80 K mit
Berücksichtigung der Prozente und
ich glaube deshalb, daß Ihnen, meine
jetzigen Preise, Ihnen gegenüber
nicht zu hoch sind. – Alles das ist
nachgewiesen. aber um weniger gab
ich nie jemanden etwas, als daß ich
es schenkte. – Damit will ich Ihnen
nur die wahre Einsicht bezeugen. –
Hoffentlich wird es Ihnen bald möglich
sein zu mir zu kommen, was ich eben
hörte das Sie vorhaben. Herzliche Grüße
EGON
SCHIELE.
[recto, geschrieben von anderer Hand:]
bea.[ntwortet] 26/3 13
Lieber Herr Reininghaus!
ich sende gleichzeitig 4 Ihrer Briefe damit
Sie ersehen was Sie mir geschrieben haben.
– Die beiden Stadtbilder [1] kosten für Sie
zusammen 200 K.[ronen] – Nebenbei will
ich Ihnen nochmals sagen, daß ich meine
Zeichnungen niemals für weniger
als mindest 10 K an andere fortgebe,
die Behauptung ist unrichtig. – Wahr
ist das [!] Herr Dr. Reichel [2] alle Blätter von
mir für à 10 K bezahlte, dabei aber
immer einige erwarb und mir
wieder diese seine Blätter gerne zu-
rückgab wenn ich dieselben für Ausstellun-
gen brauchte oder besser verkaufte;
ebenso bei Bildern. das aber bis Herbst
1912. – Meine Zeichnungen verkaufe
ich gewöhnlich bei mir per einzelnen
Blatt um 25 K. bei mehreren à 20 K
ersterer z. B. Herr Benesch [3], zweiterer z.B.
Kolo Moser [4], Magda Mauthner v. M. [5], Osthaus [6],
W. W. [7] u.s.w.; Herr Rössler [8] bezahlt pro
Blatt 10 K und für ein Brettlbild wie
die zwei Städte sind à 100 K. – Nebstbei
aber verkaufte Herr Rößler öfters für mich
Blätter, gab mir Bücher, und verhalf mir
dann und wann zu kleinen Bestellungen.
||
Meine Zeichnungen werden von Goltz in
München [9], der mein Vertreter in Deut-
schland ist, zu à 25 M.[ark] verkauft, die
Bilder mittlerer Größe wurden z.B.
von Magda Mauthner v. M. oder
Waerndorfer mit je 600 K. bezahlt.
In Budapest in der Ausstellung [10] kosten
die Bilder mittlerer Größe von 1913
à 800 K, die Blätter à 50 – 80 K mit
Berücksichtigung der Prozente und
ich glaube deshalb, daß Ihnen, meine
jetzigen Preise, Ihnen gegenüber
nicht zu hoch sind. – Alles das ist
nachgewiesen. aber um weniger gab
ich nie jemanden etwas, als daß ich
es schenkte. – Damit will ich Ihnen
nur die wahre Einsicht bezeugen. –
Hoffentlich wird es Ihnen bald möglich
sein zu mir zu kommen, was ich eben
hörte das Sie vorhaben. Herzliche Grüße
EGON
SCHIELE.
[recto, geschrieben von anderer Hand:]
bea.[ntwortet] 26/3 13
Anmerkungen
[1] Stein an der Donau, von Süden aus gesehen, 1913, K P266; Stein an der Donau, vom Kreuzberg aus gesehen, 1913, K P267.
[2] Oskar Reichel, Internist (1869–1943).
[3] Heinrich Benesch (1862–1947).
[4] Koloman Moser (1868–1918).
[5] Magda Mautner von Markhof (1881–1944).
[6] Karl Ernst Osthaus, Kunsthistoriker (1874–1921).
[7] Wiener Werkstätte, in Person von Fritz Waerndorfer, Unternehmer (1868–1939).
[8] Arthur Roessler, Schriftsteller (1877–1955).
[9] Hans Goltz, Kunsthändler (1873–1927).
[10] Bund österreichischer Künstler és Gustav Klimt. Gyűjteményes Kiállítása, Művészház, Budapest, 08.03.–06.04.1913.
[2] Oskar Reichel, Internist (1869–1943).
[3] Heinrich Benesch (1862–1947).
[4] Koloman Moser (1868–1918).
[5] Magda Mautner von Markhof (1881–1944).
[6] Karl Ernst Osthaus, Kunsthistoriker (1874–1921).
[7] Wiener Werkstätte, in Person von Fritz Waerndorfer, Unternehmer (1868–1939).
[8] Arthur Roessler, Schriftsteller (1877–1955).
[9] Hans Goltz, Kunsthändler (1873–1927).
[10] Bund österreichischer Künstler és Gustav Klimt. Gyűjteményes Kiállítása, Művészház, Budapest, 08.03.–06.04.1913.
Provenienz
vor 2023: Privatsammlung
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
Eigentümer*in
Autor*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Erwähnte Institution
Abbildungsnachweis
Leopold Museum, Wien
Verknüpfte Objekte
(+-)
Ausstellungen
(+-)
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Bund österreichischer Künstler és Gustav Klimt. Gyűjteményes KiállításaMűvészház, Budapest, 08.03.–06.04.1913
PURL: https://www.egonschiele.at/59