Brief von Egon Schiele an Carl Reininghaus
Brief von Egon Schiele an Carl Reininghaus Bild 1
Brief von Egon Schiele an Carl Reininghaus Bild 2
Brief von Egon Schiele an Carl Reininghaus Bild 3
Leopold Museum, Wien
ESDA ID
49
Nebehay 1979
338
Bestandsnachweis
Leopold Museum, Wien, Inv. 7446
Ort
Neulengbach
Datierung
11.04.1912 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
17 x 13,2 cm
Transkription
Lieber K. R. ich muß Dir nochmals
danken daß Du mir Deinen Advoka-
ten angeraten hast. – Es ist eine
Frechheit was geschehen ist. – In
einigen Zeitungen stand „Ent-
führung eines 14 jähr.[igen] Mädchens“
was grund falsch ist. Ich hätte
dieselbe am Eis kennen gelernt und
war niemals am Eis. Ich hätte
mich in einen [!] Wiener Hotel ein-
logiert an denselben [!] Abend als
ich das zweitemal bei Dir war,
bei dem II. Abend (23.III.) u.s.w.
– Richtig ist daß ich dieselbe hier in
N. [Neulengbach] kennen gelernt habe, weil sie mir
wirklich nachgelaufen ist; richtig ist
daß sie von daheim durchgehen wollte
und mir erzählte, sie habe eine
Großmutter in Wien. u.s.w.
||
ich bin neugierig wie die Geschichte
ausgeht. 125 Zeichnungen sind
mir konfisziert worden, natürlich
von einem Gendarm und einen [!]
Polizeimann, sehr bezeichnend. -
Ich habe für Samstag eine Vor-
ladung. Das könnte ich einmal Dir
erzählen. – Ich bin natürlich sehr
gehindert an meiner Arbeit. –
Ich habe Dir die österreichische Illustrierte
schicken lassen, dort schreibt ein Neuer
über den Hagenbund und mich.
Die WW [Wiener Werkstätte] hat die Bäume mit der
Sonne [1] gekauft im Hagenbund. [2] –
Wie geht es Dir denn, wenn Du
schon besser bist so schreibe mir
einiges; wenn Du mir jetzt nicht
sitzen willst zum malen so möchte
ich Karli [3] anfangen geht das? –
Lieb wäre es von Dir, wenn
Du mir den Rest für das
||
Brettlbild anweisen möchtest
nämlich 110 K[ronen] weil ich sonst
immer Vorschüsse vom Hagen-
bund nehmen muß. Und man
erzählt mir immer von meinen
Mäzen, die Leute sind ekelhaft.
– Was hast Du schon gezeichnet?
Ich bin sehr neugierig! –
Schreibe mir wenn Du willst.

Herzliche Grüße
Egon Schiele
Neulengbach.
Anmerkungen
[1] Herbstsonne I (Sonnenaufgang), 1912, K P236, erworben von Fritz Waerndorfer (1868–1939).
[2] Frühjahrsausstellung, Hagenbund, Wien, 23.03.–ca. 31.07.1912.
[3] Karl Reininghaus (1906–1979).
Provenienz
Provenienz lt. Nebehay 1979:
Privatbesitz, Wien

vor 2023: Privatsammlung
2023: Leopold Museum-Privatstiftung (Ankauf)
Erfasst in
Koschatzky/Alb. Stud. 1964, S. 170; Leopold Museum 2008, S. 103-105
Eigentümer*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Abbildungsnachweis
Leopold Museum, Wien

Verknüpfte Objekte

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Ausstellungen

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  • Frühjahrsausstellung
    Hagenbund, Zedlitzhalle, Wien, 23.03.–ca. 31.07.1912
PURL: https://www.egonschiele.at/49