Brief von Egon Schiele an Felix Albrecht Harta
ESDA ID
2262
Nebehay 1979
Nicht gelistet/Not listed
Bestandsnachweis
Verbleib unbekannt
Ort
Wien
Datierung
17.08.1918 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
22 x 16,8 cm (Seite)
Transkription
17. August 1918.
Lieber Harta, – auf Grund der Einladung vom Hagenbund
haben wir die Absicht uns zu vereinigen und schlug ich, um
einen Streit auszuweichen, vor Hoffmann als Neutralsten
zu bitten unser Präsident zu sein. Herrn Nebehay
habe ich ersucht die Geschäftsleitung zu übernehmen
und hat er sich auch freundschaftlichst zur Verfügung
gestellt.
Nun war vor einigen Tagen Dr. Schneider bei mir und
kamen die momentan in Wien weilenden Künstler und
Dr. Schneider bei Nebehay zusammen und konnte eine
direkte Klarlegung zwischen Nebehay und Dr. Schneider
nicht getroffen werden, obwohl beide Teile die Absicht
haben gemeinsam zu arbeiten.
Denn entweder machen wir im großem Umfang
Ausstellungen im Hagenbund nebst Kollektivausstellun-
gen Einzelner und ganzer ausländischer Künstlergruppen,
oder verpflichten wir uns Dr. Schneider bei Miethke
kollektiv auszustellen.
Da nun die Absichten beider Teile ziemlich gleich laufen
muß sich jeder Einzelne von uns entscheiden, weil wir
sonst der Gefahr laufen daß, wenn dort und da
derselbe ausstellen kann entweder hier oder dort
||
das Bessere ausgestellt wird.
Dr. Schneider will wohl nach Übereinkommen mit Miethke
den bestehenden Kontrakt so umändern, daß die ihm
verpflichteten Künstler außer im Anbruch auch im Hagen-
bund ausstellen können, so zwar daß sie in letzterem
Kollektiv nicht gezeigt werden. Ich sehe daß eine
Vereinbarung zwischen uns und Dr. Schneider sauber
nicht zu machen ist und werde jedenfalls neu
aufgestellten Anbruch Kontrakt nicht unterschreiben, –
desgleichen ich auch von Ihnen erwarte. An Faistauer,
welcher übrigens mit mir dies alles in die Wege leitete
und von allem weiß und einverstanden war, habe
ich ebenfalls geschrieben, ob die Kokoschkaausstellung
im Anbruch zustande kommen wird ist noch eine Frage und
glaube ich daß Nebehay welcher jetzt in Berlin ist, vor hat
diesbezl. [diesbezüglich] zu intervenieren und aufzuklären wo der
bessere Platz für eine solche Ausstellung ist. An das [!]
Flugblatt des Anbruch kann uns auch ziemlich wenig liegen,
da es mehr literarischen Inhalt’s ist und wir die Schroll’sche
Kunstzeitschrift „Die bildenden Künste" hinter uns haben
und dieses Blatt nur reformiert werden muß.
Im September werden wir uns also Konstituieren und
Hoffmann bitten, Präsident zu sein. Ebenso anfangs
September mit dem Hagenbund verschließen.
||
Da nun bei unserer Zusammenkunft bei Nebehay alle
Anwesenden, mit Ausnahme Fischer’s welcher nicht Bestimmtes
wusste, mit der Hagenbundidee einverstanden waren,
glaube ich auch von Ihnen daß sie sich mit dem
Anbruch nicht kontraktlich verpflichten, wobei freilich
nicht gesagt ist daß der Anbruch Ihre Graphik nicht
bringen darf.
Die Ausstellung in Wiesbaden hat Herr Nebehay
bereits übernommen und bekommen Sie noch die
Anmeldebogen in den nächsten Tagen.
Unsere Geschäftsstelle ist nun bei Herrn Nebehay I. Hotel
Bristol altes Haus.
Mit den besten Grüßen
EGON
SCHIELE
Lieber Harta, – auf Grund der Einladung vom Hagenbund
haben wir die Absicht uns zu vereinigen und schlug ich, um
einen Streit auszuweichen, vor Hoffmann als Neutralsten
zu bitten unser Präsident zu sein. Herrn Nebehay
habe ich ersucht die Geschäftsleitung zu übernehmen
und hat er sich auch freundschaftlichst zur Verfügung
gestellt.
Nun war vor einigen Tagen Dr. Schneider bei mir und
kamen die momentan in Wien weilenden Künstler und
Dr. Schneider bei Nebehay zusammen und konnte eine
direkte Klarlegung zwischen Nebehay und Dr. Schneider
nicht getroffen werden, obwohl beide Teile die Absicht
haben gemeinsam zu arbeiten.
Denn entweder machen wir im großem Umfang
Ausstellungen im Hagenbund nebst Kollektivausstellun-
gen Einzelner und ganzer ausländischer Künstlergruppen,
oder verpflichten wir uns Dr. Schneider bei Miethke
kollektiv auszustellen.
Da nun die Absichten beider Teile ziemlich gleich laufen
muß sich jeder Einzelne von uns entscheiden, weil wir
sonst der Gefahr laufen daß, wenn dort und da
derselbe ausstellen kann entweder hier oder dort
||
das Bessere ausgestellt wird.
Dr. Schneider will wohl nach Übereinkommen mit Miethke
den bestehenden Kontrakt so umändern, daß die ihm
verpflichteten Künstler außer im Anbruch auch im Hagen-
bund ausstellen können, so zwar daß sie in letzterem
Kollektiv nicht gezeigt werden. Ich sehe daß eine
Vereinbarung zwischen uns und Dr. Schneider sauber
nicht zu machen ist und werde jedenfalls neu
aufgestellten Anbruch Kontrakt nicht unterschreiben, –
desgleichen ich auch von Ihnen erwarte. An Faistauer,
welcher übrigens mit mir dies alles in die Wege leitete
und von allem weiß und einverstanden war, habe
ich ebenfalls geschrieben, ob die Kokoschkaausstellung
im Anbruch zustande kommen wird ist noch eine Frage und
glaube ich daß Nebehay welcher jetzt in Berlin ist, vor hat
diesbezl. [diesbezüglich] zu intervenieren und aufzuklären wo der
bessere Platz für eine solche Ausstellung ist. An das [!]
Flugblatt des Anbruch kann uns auch ziemlich wenig liegen,
da es mehr literarischen Inhalt’s ist und wir die Schroll’sche
Kunstzeitschrift „Die bildenden Künste" hinter uns haben
und dieses Blatt nur reformiert werden muß.
Im September werden wir uns also Konstituieren und
Hoffmann bitten, Präsident zu sein. Ebenso anfangs
September mit dem Hagenbund verschließen.
||
Da nun bei unserer Zusammenkunft bei Nebehay alle
Anwesenden, mit Ausnahme Fischer’s welcher nicht Bestimmtes
wusste, mit der Hagenbundidee einverstanden waren,
glaube ich auch von Ihnen daß sie sich mit dem
Anbruch nicht kontraktlich verpflichten, wobei freilich
nicht gesagt ist daß der Anbruch Ihre Graphik nicht
bringen darf.
Die Ausstellung in Wiesbaden hat Herr Nebehay
bereits übernommen und bekommen Sie noch die
Anmeldebogen in den nächsten Tagen.
Unsere Geschäftsstelle ist nun bei Herrn Nebehay I. Hotel
Bristol altes Haus.
Mit den besten Grüßen
EGON
SCHIELE
Motiv
Briefpapier: EGON SCHIELE, WIEN, XIII. WATTMANNGASSE 6
Autor*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Ausstellungen
(+-)
-
Ausstellung von Werken österreichischer Künstler [Titel unbekannt, nicht realisiert]Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, Wiesbaden, geplant ab Oktober 1918
PURL: https://www.egonschiele.at/2262