Brief von Georg Merkel an Egon Schiele
Brief von Georg Merkel an Egon Schiele Bild 1
Brief von Georg Merkel an Egon Schiele Bild 2
Brief von Georg Merkel an Egon Schiele Bild 3
Albertina, Wien
ESDA ID
1797
Nebehay 1979
1730, nicht transkribiert/not transcribed
Bestandsnachweis
Albertina, Wien, Inv. ESA 969 a/b
Datierung
01.10.1918 (eigenhändig)
Material/Technik
Schwarze Tinte auf Papier
Maße
20,5 x 14,7 cm
11 x 15,7 cm (Kuvert)
Transkription
am 1 Oktober 1918

Lieber Schiele

Ich war gestern im Hagenbund und sprachen wir über
die Sache. Es wurde verabredet, dass ich und Stemolak
weiter verhandeln, um bis zur Generalversammlung, diese
Angelegenheit, so weit als möglich ins Klare zu bringen.
Um die Sache zu beschleunigen, kommen wir schon heute
5 Uhr Nachm.[ittag] zu Ihnen. Ich erachte es als unbedingt
nothwendig, das [!] Nebehay bei dieser Unterredung zugegen
ist, da laut beschluss [!] sind wir eine Vereinigung, und
da kann, und darf von einer Handlung eines Einzel-
nen, wenn sie auch in bester Meinung geschieht,
keine Rede sein. Ich bitte Sie daher den Nebehay,
in meinem Nahmen [!] zu dieser Unterredung einzuladen.
Trachten Sie schon mit Nebehay um ½ 5 bei sich zu
sein, damit wir uns verständigen können, ich komme
auch früher.
Ich habe gewisse Bedenken gegen die Ausstellung in
Wiesbaden in der Jetztigen [!] Zeit, wir müssen darüber
sprechen, vielleicht habe ich unrecht, aber meine Zweifel
darf ich nicht für mich behalten.
||
Grünwald hat mir zugesagt, die Zeichnungen (vier Stück)
für die Wiesbadener Ausstellung auszuborgen. Nachdem
er das bis heute nicht gethan hat, ist es klar dass
ich nie mehr, ihm [!] um etwas derartiges bitten kann;
Wären Sie geneigt, von ihm noch heute die vier zuge-
sagten Zeichnungen irgenden [!] wie herauszubekommen?
Dass [!] müßte noch heute geschehen, damit Sie dieselben
dem Spediteur übergeben, wenn der Wagen zu Ihnen
kommt. Ich hoffe, wenn ich gesund bin, nicht mehr
gezwungen zu sein, mir Bilder von Grünwald zu
leihen, was mir auch sonnst [!] peinlich ist, da ich sehe,
dass er es einfach nicht will. Die Gründe will
ich nicht erouiren [eruieren], allerdings scheint es, dass er
mir nicht die Bilder anvertrauen will, aber das
ist ja seine Sache.

Mit Grüßen
Georg Merkel

Antworten Sie umgehend
Aus Prag habe ich bis heute keine Zeichnungen zurückerhalten.


[Kuvert:]
Hochwolg[eboren] Herrn
Egon Schiele

Antworten
Eigentümer*in
Unterzeichner*in
Empfänger*in
Abbildungsnachweis
Albertina, Wien

Ausstellungen

(+-)
  • Jung Wien: Österreichische Graphik
    Künstlerhaus Rudolphinum, Prag, 23.06.–21.07.1918
  • Ausstellung von Werken österreichischer Künstler [Titel unbekannt, nicht realisiert]
    Nassauischer Kunstverein Wiesbaden, Wiesbaden, geplant ab Oktober 1918
PURL: https://www.egonschiele.at/1797