Aufzeichnung von Egon Schiele
Leopold Museum, Wien
ESDA ID
142
Nebehay 1979
Nicht gelistet/Not listed
Bestandsnachweis
Leopold Museum, Wien, Inv. 4498
Ort
Bregenz
Datierung
18.08.1912 (eigenhändig)
Material/Technik
Bleistift, Reste grüner Ölfarbe auf Papier
Maße
20,3 x 15,1 cm (Seite)
Transkription
Am 18. August 1912
Man muß die Welt noch mit
den naiven reinen Augen
gesehen und erlebt haben um
zu einer großen Weltanschauung
gelangt zu sein; – das ist Kult der
lebt. – Der gute Ton ist ein
Buch das nett für Herangezoge-
ne zu lesen ist, sich aber völlig
unbrauchbar in der Welt
erweißt; es gibt eben solche die
durch Bücher leben sollen und
solche die durch sich selbst existieren;
welche sind die Besseren? – das
ist klar. – Wenige sehen die
Sonne und alle anderen müssen
Romane und Novellen gelesen
haben um endlich erkannt zu
haben daß es ein Licht gibt.
||
Nebenbei sind verhältnismäßig
weite Altersunterschiede um
die wirkliche Wahrheit zu wissen.
Die „Vielen“, sind die, welche
voneinander abhängig sind, -
die Leute. – Die „Wenigen“,
sind die unmittelbaren Führer
der Welt, weil sie nur Neues
bringen deshalb sind sie abstoßend;
das versteht sich von selbst. Dan-
nach sind „Kämpfende“ – Führer.
– Der Intellekt spielt eine der
größten Rollen: „Wer
würde ein Wesen welches zu
ihm nicht nur körperlich kleiner
und geistig kleiner sondern auch
seelenlos ist wahrnehmen“?
im hellen Sonnenschein, ja gar
„begrüßen“? –
||
Nicht nur: daß es taktlos ist einen
Menschen mit freier Seele zu
verantworten und ihm
„moralische“ Vorwürfe zu
machen ergibt sich aus der
obigen Einleitung als mathema-
tische Summe. – Man kämpft
gegen das Geld und die Philister;
„der Große will den Kleineren
auch größer sehen“ während
„der Kleine immer und immer
den nächsten Kleinen über-
schattet sehen will. – Das
ist Mangel an Wille und
Sonstigem. –
Sie war klein und vergrößerte
||
sich durch mich zusehens; was
ihre Entstehung hindern
will ist besessen von
schlimmen Absichten.
– Beneidet die, welche in Allem in
der Welt Schönes sehen. –
Egon Schiele.
Man muß die Welt noch mit
den naiven reinen Augen
gesehen und erlebt haben um
zu einer großen Weltanschauung
gelangt zu sein; – das ist Kult der
lebt. – Der gute Ton ist ein
Buch das nett für Herangezoge-
ne zu lesen ist, sich aber völlig
unbrauchbar in der Welt
erweißt; es gibt eben solche die
durch Bücher leben sollen und
solche die durch sich selbst existieren;
welche sind die Besseren? – das
ist klar. – Wenige sehen die
Sonne und alle anderen müssen
Romane und Novellen gelesen
haben um endlich erkannt zu
haben daß es ein Licht gibt.
||
Nebenbei sind verhältnismäßig
weite Altersunterschiede um
die wirkliche Wahrheit zu wissen.
Die „Vielen“, sind die, welche
voneinander abhängig sind, -
die Leute. – Die „Wenigen“,
sind die unmittelbaren Führer
der Welt, weil sie nur Neues
bringen deshalb sind sie abstoßend;
das versteht sich von selbst. Dan-
nach sind „Kämpfende“ – Führer.
– Der Intellekt spielt eine der
größten Rollen: „Wer
würde ein Wesen welches zu
ihm nicht nur körperlich kleiner
und geistig kleiner sondern auch
seelenlos ist wahrnehmen“?
im hellen Sonnenschein, ja gar
„begrüßen“? –
||
Nicht nur: daß es taktlos ist einen
Menschen mit freier Seele zu
verantworten und ihm
„moralische“ Vorwürfe zu
machen ergibt sich aus der
obigen Einleitung als mathema-
tische Summe. – Man kämpft
gegen das Geld und die Philister;
„der Große will den Kleineren
auch größer sehen“ während
„der Kleine immer und immer
den nächsten Kleinen über-
schattet sehen will. – Das
ist Mangel an Wille und
Sonstigem. –
Sie war klein und vergrößerte
||
sich durch mich zusehens; was
ihre Entstehung hindern
will ist besessen von
schlimmen Absichten.
– Beneidet die, welche in Allem in
der Welt Schönes sehen. –
Egon Schiele.
Provenienz
Arthur Roessler, Wien
Max Wagner, Wien
1987: Privatbesitz (Ankauf Sotheby’s, London, Auktion 26./27.11.1987, lot 206)
1994: Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (Stiftung)
Max Wagner, Wien
1987: Privatbesitz (Ankauf Sotheby’s, London, Auktion 26./27.11.1987, lot 206)
1994: Leopold Museum-Privatstiftung, Wien (Stiftung)
Erfasst in
Leopold Museum 2008, S. 123–126
Eigentümer*in
Unterzeichner*in
Abbildungsnachweis
Leopold Museum, Wien
PURL: https://www.egonschiele.at/142