Letter from Anton Peschka to Egon Schiele
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Albertina, Vienna
ESDA ID
659
Nebehay 1979
557
Credit line
Albertina, Vienna, Inv. ESA 174
Place
Vienna
Date
22nd July 1913 (handwritten)
Material/technique
Black ink on paper
Dimensions
16,7 x 12,6 cm
Transcription
Lieber Egon! –
Du glücklicher freier Mensch.
Besten Dank für die liebe Sen-
dung. Hauer [1] ist in Wien! –
Ich läutete! – Ein Mann goß
den Garten – eben pumpte
er – dann gieng [!] er zu einem
rosen [!] Beet! – Ein Mädchen
erschien und hieß mich eintreten.
Eine dicke Frau suchte nervös
nach dem Mann. Der Gärtner
ist es und kommt herein! –
Ich sagte meinen Namen
und Zweck meines Kommens.
Er führte mich in die Galerie
und öffnete ganz durch bis
in den letzten Atelierähnlichen [!]
Raum. – Viel Bekanntes
||
traf ich hier an! – Ganz oben
an der Wand hingebikt [!]
hängt Stein a. d. [an der] Donau [2] von
Dir. Weiter unten klebt ein
anderes Nest! [3] – Auch Faistauer
Schütt, Andersen und Kokoschka [4]
ist da! Kokoschka bildet sich
im Französischen aus gemischt
mit „stramm Berlinerisch futuristisch“.
„2 Akte“. Der Herr Hauer gieng [!] etwas
essen während ich drei Räume
verzehrte! – Ich verabschiedete mich
dankend von ihm und er ver-
sprach sobald ich ihm davon
schreibe, in die Sezession zu
gehen die Bilder anzusehn!
Ich werden einstweilen daselbst
Nachricht lassen damit die
Bilder hervorgeholt werden!
Er wünscht nicht dieselben
||
zu ihm gebracht wegen der Umstände.
Dafür könntest Du eventuell eine
apellieren! – Vielleicht gefällt ihm eins
von den Sez. Bildern! – Jedenfalls schrei-
be ihm einige Worte über mich daß er
den Namen behält und mich kennen
wird! – Vielleicht erreiche ich mit
Deiner Hilfe etwas! – Ich will wieder
fest zum malen [!] schauen. – Viel
mehr würde ich arbeiten, wenn ich mit
Gerta [5] schon verheiratet wäre! – So bin
ich durch das ewige her und hin an
allem gehindert! – Deine Mutter [6]
ist Dir gegenüber insofern vielleicht anders
weil sie glaubt durch energische Vorwürfe
||
endlich ihren Willen erfüllt zu sehen bezügl[ich]
des Grabes! [7] – Sie hat jetzt sehr wenig zum
Leben und zürnt Dir darum etwas! – Auf
W. [8] ist sie nach wie vor schlecht zu sprechen
und sieht in ihr den Ableitungspol von
der Mutter. Mit Melanie [9] hält sie dicke
Freundschaft und G. leidet darunter oft! –
Sie sprich fortwährend, daß ich die Möbel
(Betten, Kasten u.s.w.) doch übersiedeln lassen
möge und ich werde es auch tun! – Diese giebt [!]
sie G. mit! – Ich werde das Kabinett auflassen
und in dem Hause Stachegasse in Hetzendorf,
daß [!] uns gehört eine Wohnung beziehen! –
Daselbst werde ich wohnen bis ich G. hei-
rate! – Gott gebe es daß es bald sei.
Recht herzliche Grüße von deinem
Ant. Peschka.
Wien am 22. Juli 1913.
Annotations
[1] Franz Hauer, Gastwirt (1866–1914).
[2] Hauer erwarb die beiden Gemälde Stein an der Donau, vom Süden gesehen (groß), 1913, K P268 und Stein an der Donau, vom Kreuzberg aus gesehen (groß), 1913, K P269. Unklar, welches gemeint ist.
[3] Unklar, was Peschka meint, vielleicht eine andere Ortsansicht.
[4] Anton Faistauer (1887–1930); Gustav Schütt (1890–1968); Robin Christian Andersen (1890–1969); Oskar Kokoschka (1886–1980).
[5] Gertrude Schiele (1894–1981).
[6] Marie Schiele, geb. Soukup (1862–1935).
[7] Gemeint ist das Grab des Vaters, Adolf Schiele (1851–1905). Siehe auch ESDA ID 642; 131.
[8] Walburga „Wally“ Neuzil (1894–1917).
[9] Melanie Schiele (1886–1974).
Provenance
Max Wagner, Vienna
1954: Albertina, Vienna
Recipient
Image credit
Albertina, Vienna

Linked objects

(+-)
PURL: https://www.egonschiele.at/659