Typewritten letter from Hans Goltz to Egon Schiele
Albertina, Vienna
ESDA ID
694
Nebehay 1979
593, nicht vollst. transkribiert/not fully transcribed
Credit line
Albertina, Vienna, Inv. ESA 801
Place
Munich
Date
17th Nov. 1913 (handwritten)
Material/technique
Typewriter on paper
Dimensions
28,8 x 22,2 cm
Transcription
München, den 17. Oktober 13
Herrn Egon Schiele
Wien
Sehr geehrter Herr Schiele,
Die Stuttgarter Ausstellung, welche schon angenommen war, hat
sich zerschlagen, weil die freie Künstlergenossenschaft in Konkurs gegangen
ist. Alle Bemühungen, Ihre Bilder in irgend einer anderen deutschen Stadt
unterzubringen, waren vergeblich, und ich bin daher nach reiflicher Ueber-
legung zu dem Entschluss gekommen, den ich Ihnen schon einmal andeutete.
Ich spreche jetzt rein als Kunsthändler. Ihre Zeichnungen werden alle Zeit
für den Kenner sowohl als auch für einen Teil von Nichtkennern interessant
bleiben und werden auch für die Zukunft verkäuflich sein. Ihre Gemälde da-
gegen sind in Deutschland in der Entwicklung, in der sich Ihre Kunst jetzt
befindet, nicht verkäuflich. Sie haben mir auch entgegen den Bestimmungen
unseres Vertrages niemals Ihre neuesten Sachen zuerst vorgelegt. Es ist für
mich daher sehr schwer für das Ihnen gezahlte Geld etwas zu finden. Mit
dem Verkauf von Zeichnungen allein ist eine solche Summe nicht zu verdienen.
Ich möchte daher die Vertretung für Ihre Bilder vom 1. Januar nach Ablauf
||
unseres Vertrages aufgeben, bin aber bereit, die Vertretung für Ihre Zeichnun-
en [!] zu behalten. Wenn Sie damit einverstanden sind, wollen wir die näheren
Bedingungen für das nächste Jahr vereinbaren. Unter allen Umständen müss-
ten Sie sich aber verpflichten, mir alle neuen Blätter herzuschicken.
Ich erhielt Ihre beiden Schreiben vom 13. erst, und muss Ihnen hiera[uf]
leider mitteilen, dass ich die „Dämmernde Stadt“ [1] nach Berlin zur Herbst-
ausstellung gegeben habe. Nach Erhalt Ihres Briefes habe ich nun sofort
nach Berlin geschrieben, sie möchten das Bild sogleich nach Eintreffen
an Sie retournieren, da Sie mit der Ausstellung nicht einverstanden wären.
Nun muss ich erst die Antwort abwarten und gebe Ihnen dann sofort Bescheid
Die Rahmen lasse ich Ihnen demnächst zugehen.
Mit frdl. [freundlichen] Grüßen
hochachtungsvoll
Hans Goltz
Herrn Egon Schiele
Wien
Sehr geehrter Herr Schiele,
Die Stuttgarter Ausstellung, welche schon angenommen war, hat
sich zerschlagen, weil die freie Künstlergenossenschaft in Konkurs gegangen
ist. Alle Bemühungen, Ihre Bilder in irgend einer anderen deutschen Stadt
unterzubringen, waren vergeblich, und ich bin daher nach reiflicher Ueber-
legung zu dem Entschluss gekommen, den ich Ihnen schon einmal andeutete.
Ich spreche jetzt rein als Kunsthändler. Ihre Zeichnungen werden alle Zeit
für den Kenner sowohl als auch für einen Teil von Nichtkennern interessant
bleiben und werden auch für die Zukunft verkäuflich sein. Ihre Gemälde da-
gegen sind in Deutschland in der Entwicklung, in der sich Ihre Kunst jetzt
befindet, nicht verkäuflich. Sie haben mir auch entgegen den Bestimmungen
unseres Vertrages niemals Ihre neuesten Sachen zuerst vorgelegt. Es ist für
mich daher sehr schwer für das Ihnen gezahlte Geld etwas zu finden. Mit
dem Verkauf von Zeichnungen allein ist eine solche Summe nicht zu verdienen.
Ich möchte daher die Vertretung für Ihre Bilder vom 1. Januar nach Ablauf
||
unseres Vertrages aufgeben, bin aber bereit, die Vertretung für Ihre Zeichnun-
en [!] zu behalten. Wenn Sie damit einverstanden sind, wollen wir die näheren
Bedingungen für das nächste Jahr vereinbaren. Unter allen Umständen müss-
ten Sie sich aber verpflichten, mir alle neuen Blätter herzuschicken.
Ich erhielt Ihre beiden Schreiben vom 13. erst, und muss Ihnen hiera[uf]
leider mitteilen, dass ich die „Dämmernde Stadt“ [1] nach Berlin zur Herbst-
ausstellung gegeben habe. Nach Erhalt Ihres Briefes habe ich nun sofort
nach Berlin geschrieben, sie möchten das Bild sogleich nach Eintreffen
an Sie retournieren, da Sie mit der Ausstellung nicht einverstanden wären.
Nun muss ich erst die Antwort abwarten und gebe Ihnen dann sofort Bescheid
Die Rahmen lasse ich Ihnen demnächst zugehen.
Mit frdl. [freundlichen] Grüßen
hochachtungsvoll
Hans Goltz
Annotations
[1] Dämmernde Stadt (Die kleine Stadt II), 1913, K P260.
Motif
Letter paper: NEUE KUNST HANS GOLTZ
Provenance
Max Wagner, Vienna
1954: Albertina, Vienna
1954: Albertina, Vienna
Owner
Author
Signee
Recipient
Image credit
Albertina, Vienna
Linked objects
(+-)
PURL: https://www.egonschiele.at/694