Letter from Egon Schiele to Felix Albrecht Harta
Letter from Egon Schiele to Felix Albrecht Harta Bild 1
Letter from Egon Schiele to Felix Albrecht Harta Bild 2
ESDA ID
2266
Nebehay 1979
Nicht gelistet/Not listed
Credit line
Whereabouts unknown
Place
Vienna
Date
July 1918 (inferred from content)
Material/technique
Purple ink on paper
Dimensions
21 x 16,5 cm (page)
Transcription
Lieber Harta – besten Dank für Ihren Brief. –
Als Sie in Wien waren stellte ich eine „graphische
Ausstellung“ unserer „neuen Sezession“ in Prag
zusammen welche noch geöffnet ist. – Ich dachte
Sie kämen nach Wien um von Ihnen für diese
Ausstellung Zeichnungen zu bekommen. Nach Schluß
der Ausstellung in Prag geht diese Kollektion zu
Arnold in Dresden, Schloßstraße, welcher die
Kollektion nach vorhergegangener Ausstellung in
seinen Räumen, nach anderen Städten des Reiches
senden wird. Schicken Sie direkt Blätter nach Dresden.
Inzwischen wurde von uns die „Neue Sezession Wien“
gegründet und happert die Sache leider leider immer
wieder an Eitelkeiten. – Es kommt so heraus als
ob ich mit einigen uns wohlbekannten Malern
Ausstellungsgelegenheit unbedingt bräuchten. Dem-
gegenüber ich immer wieder betonen muß, daß
es mir hauptsächlich darum zu tun ist, möglichst im
Krieg noch, internationale bildende Kunst zu
zeigen. – Es erscheint fast unmöglich zusammen
arbeiten zu können und dann ist doch unsere
||
Ausstellung in der Sezession, welche ja doch nur ein
Versuch war, wenn man zusammen arbeitet,
daß etwas Gutes geleistet werden kann und
besonders bei dieser Gelegenheit Malern von
Vorteil würde, die ohne dieser, noch lange nicht
ihre Genugtuung gefunden hätten. – Es sind
nun natürlich wieder zwei Lager entstanden dem-
zufolge die anderen ständig in der Galerie Miethke
Ausstellungen neuester Kunst machen wollen. (Be-
wegung). Dem gegenüber ich deswegen un-
sympathisch gegenüber stehe, weil eine
Ausstellung bei diesem Wiener Kunsthändler von
lokaler Bedeutung bleibt und man dort z.B.
Plastiken größeren Teils (Lehmbruck u.s.w.)
keinesfalls plazieren kann; außerdem
wir durchaus nicht nötig haben in diesem Maße
und mit diesen Mitteln wieder anzufangen wie
ehedem. – Ich verhandle mit dem Gegenwärtigen
Präsidenten des Hagenbundes, Herrn Stemolak,
welcher jetzt zu mir kommen soll und mich
verständigen ließ, daß im Falle einer praktischen
Zusammenarbeit mit vorgenannter Vereinigung,
wir getrennt von dieser, ständig unsere Ausstellun-
gen im Gebäude der Zedlitzgasse machen könnten
und wir ungleich anderen Verhältnissen ent-
gegen sehen als bei Miethke. – Nun werde
||
ich nach definitivem Beschluß mit Herrn Stemolak
seine Zugeständnisse den anderen mitteilen. –
Sollte bei günstiger Erledigung mit Herrn St.[emolak]
eine Vereinbarung nicht getroffen werden können,
so werde ich weiter nicht Luft haben meine
weiteren Ideen zu übermitteln und gesondert
von Zeit zu Zeit Veranstaltungen treffen. –
Dies Alles wollte ich Ihnen deswegen mitteilen,
weil auch die ewigen persönlichen Zwischenfälle
und Entscheidungen in der Seele zu wider sind und
das eigentliche ideale Motiv, der Kunst wegen
dies zu tun, vergessen wird.
Nebenbei teile ich Ihnen mit daß ich jetzt
XIII. Wattmanngasse 6 wohne und hier arbeite.
Im August hoffe ich nach Salzburg zu kommen, –
im Juni ging’s nicht.
Mit den besten Grüßen
EGON
SCHIELE
Mentioned person

Exhibitions

(+-)
  • Jung Wien: Österreichische Graphik
    Künstlerhaus Rudolphinum, Prague, 23rd June–21st July 1918
PURL: https://www.egonschiele.at/2266